Irgendwie ist heute alles schief gegangen. Zumindest meine Planung für das Abendessen. Ich hatte mir eine nette Location für Abendessen und anschließende Unterhaltung ausgesucht, doch als ich dort angekommen war, stand bereits um 19:00 Uhr eine lange Schlange vor dem Lokal, an einen Einlass war nicht zu denken. Dabei sollte das Programm der Country- und Folkband doch erst um 22:00 Uhr beginnen. Daraufhin wollte ich zu einem Japaner in der Theresienstraße/Ecke Luisenstraße, was ich dem mobilen Navi-System in meinem Mietwagen auch als Ziel angab. Doch dieses führte mich in ein Parkhaus in der Amalienstraße. Prinzipiell richtig, für diesen Abend aber zu weit, da es inzwischen richtig zu schneien angefangen hatte. Also ging ich zu Fuß zur Theresienstraße und nahm dort die erste sich bietende Gelegenheit wahr, um nach links in einen Hofeingang abzubiegen. Dort bot sich mir dieses Bild:
Die Einrichtung ist nüchtern, sie erinnert fast an die legendären “Clubs der Intelligenz”:
Die Speisekarte hat mich vor ein Problem gestellt: Eigentlich hatte ich auf alles Lust, aber man kann ja schießlich nicht alles essen, wenn man nur einen Abend da ist… und dann die Vielfalt: Orientalisch, osteuropäisch, jüdisch… ein seltenes Angebot.
Ich habe mich nach langem Überlegen auf einen “kleinen” Vorspeisenteller mit 7 Köstlichkeiten sowie Königsberger Klopse entschieden.
Der Vorspeisenteller:
Von links im Uhrzeigersinn:
- Kichererbsenmus mit Sesampaste
- Rumänisches Auberginenmus
- Thunfischpaste
- Osteuropäischer Eiersalat
- Orientalisches Auberginenmus
- und in der Mitte Mr. Schackschuka (Ei und Tomate gebraten mit Kreutzkümmel)
Dazu gibt es frischgebackenes Pita-Brot.
Das Pitabrot ist klasse: Leicht gesäuert, nur ganz kurz gebacken, so dass es zwar gar ist, aber noch keine Kruste angesetzt hat. Dieses Brot animiert dazu, in flüssige Butter getaucht und dann vertilgt oder mit einer schönen Schicht vollfetten Frischkäses noch warm serviert zu werden.
Die Kichererbsenpaste ist vom Geschmack her gut gelungen, vor allem die Sesampaste bringt den Kick; die beiden Auberginenmus haben (wie überall) diesen leicht angebrannten Beigeschmack (an den man sich aber gewöhnen kann!); der Thunfisch ist gut gewürzt, den Höhepunkt aber stellt Mr. Schackschuka dar, das muss ich unbedingt selbst probieren. Es ist wie immer: Die einfachsten Gerichte schmecken am Besten.
Das Problem bei dieser und ähnliches Vorspeisenvariationen, wie man sie ja auch beim Griechen bekommt, ist die Präsentation. Auberginenpaste kann noch so gut schmecken, sie besteht aber aus gekochten, vermanschten Auberginen, und so sieht sie auch aus.
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Königsberger Klopse mit Farfel (ungarische/jüdische Nudeln) und Gurkensalat
Die Klopse sind – eben Klopse. Nicht zu fest im Biss, mit angenehmem Geschmack. Über die Sauce würde sich mein Freund Peter freuen: Eine helle Gravy, gut gesäuert, mit ein paar vereinzelten Kapern darin.
Interessant sind die Farfel. Grundsätzlich sind Farfel kleingebrochene Nudel, sie gemahnen an Reis, haben aber eine etwas feinere Struktur und natürlich weniger Biss. Unter die Farfel sind (wenn ich das richtig interpretiert habe) Keime gemischt, die ganz kurz angekeimt sind. Sehr interessant, auch das muss ich unbedingt selbst probieren.
Als Beilage habe ich mir einen Gurlensalat ausgesucht, der hier süß angemacht ist; auch eine interessante Variante, die ich mir merken muss.
Mein Fazit: Natürlich hat der Besuch im cohen’s meinen Abend noch gerettet, ich habe eine gute Wahl getroffen. Dieses Restaurant ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Die Küche ist gut, die Auswahl interessant, und die Tatsache, dass es ein jüdisches Restaurant ist, fällt nur auf, weil an einer Wand “le’ chaim” steht. Dass der Name auch in die Richtung weist, ist mir erst später aufgefallen.
Sehenswert ist im Übrigen auch die Homepage des Restaurants, die ich mir erst nach dem Besuch angesehen habe, die mich aber sicher auch zu einem Versuch animiert hätte.
Heut’ geht’s mir gut! 😎