Gestern war es soweit: Mein Freund hat seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Na ja, eigentlich ist es ja die 50. Wiederholung des Geburtstags, also im Endeffekt der 51. Geburtstag, aber lassen wir das einfach. Die letzte Diskussion über dieses Thema wurde ja 1999 mit großem Enthusiasmus geführt.

Zurück zum Thema "Geburtstagsessen". Wie letzten Monat schon geschrieben, wurde im Restaurant Admiral in Weisenheim am Berg gefeiert.

Begonnen wurde der Abend mit einem Stehempfang, zu dem als Begrüßung ein St. Laurent-Sekt von Holz-Weisbrodt gereicht wurde. Klar, dass das nicht mit leeren Händen oder gar leerem Magen vor sich gehen kann: Es gab kleines asiatisches Fingerfood dazu.

Nachdem wir uns alle gesetzt hatten ging es richtig los. Begonnen wurde mit

"Essig-saure"
Jakobsmuschel
mit Orangenessig

Mjam Mjam. So muss ein Menü beginnen: Der Essig (natürlich vom Doktorenhof von Georg Wiedemann in Venningen) öffnet die Papillen auf der Zunge, die Jakobsmuschel schmeichelt sich langsam ein, sie bereitet den Mund auf die kommenden Genüsse vor.

Von hier an wurden die Weißweine gereicht, als da wären:

2006er Forster Ungeheuer
Riesling QbA, trocken
Dr.von Bassermann-Jordan, Deidesheim

2006er Weißburgunder & Chardonnay
QbA trocken
Rings, Freinsheim

2006er Blanc De Noir
Spätburgunder rosé
QbA, trocken
Weegmüller, Neustadt / Haardt

Gefolgt wurde das Amuse Bouche von dem

Roh marinierter Yellow Fin Thunfisch
mit wilden Limonen
und Five Spices

Einfach nur wunderbar. Der Thunfisch zergeht unter der Zunge, die wilden Limonen – vom bitter-sauren Geschmack her fast mit Cranberries zu verwechseln – harmonieren sehr gut mit den Gewürzen.

Jetzt geht es richtig los, denn jetzt kommt ein pfälzer Klassiker:

Sautierte Gänsestopfleber
mit dreierlei von der Feige

Selbst jetzt, mehr als 12 Stunden nach dem Genuss, läuft mir noch das Wasser im Mund zusammen. Alles genau auf den Punkt. Und als geschmacklicher Kontrast, als Herausforderung für Gaumen und Zunge folgte direkt darauf ein

Gefüllter Tintenfisch
auf Wildkräutersalat
mit Ziegenkäsesorbet

Muss ich dazu noch etwas sagen? Gefolgt wurde der Tintenfisch von der Suppe, dem Sommerwetter angepasst natürlich eine kalte

Thailändische Gazpacho
mit Garnele im Tempura

Wieder ein geschmacklicher Wechsel, aber auf einer Ebene, die so subtil ist, dass er keine Herausforderung darstellt.

Ab hier kommen jetzt auch die roten Weine zum Ausschank, jedem das, was er oder sie haben will.

2005er Schwarzer Hahnen
Spätburgunder QbA,trocken
Rings, Freinsheim

2005er Dürkheimer Feuerberg
Saint Laurent QbA, trocken
Hensel, Bad Dürkheim

Jeder konnte das trinken, was gewünscht wurde, der Service hat das auch ausgezeichnet bewältigt und jedem Gast genau das weiter eingeschenkt, was vorher geordert wurde – wenn nicht ein Wechsel gewünscht wurde. Hier schon einmal im Vorhinein ein ganz klares Lob dafür.

Jetzt wirds pfälzisch, und was ist inzwischen typischer für die Pfalz als die

Kleine Blut- und getrüffelte
Saumagenbratwurst
auf Rahmsauerkraut

Also ein "Pfälzer Teller" (muss ich jetzt sagen "Deidesheimer Art"?), aber in diesem Fall ohne die Leberwurst. Zu diesem Gang wurde der absolute Brüller des Abends (was Getränke anging) gereicht: Ein Glas Pils. Klingt erst einmal nicht so spannend. Stimmt. Der Gag dabei war die Größe des Glases: Es waren korrekt ausgeformte Pilsgläser mit dem Fassungsvermögen eines Schnapsglases.

Nun gut, dieser Gang war immer noch ein Zwischengang und nicht die Hauptspeise. Und die wurde auch nicht durch den

Kross gebratener Wolfsbarsch
auf Steinpilzrisotto

dargestellt, auch wenn dieser die Größe, den Geschmack und auch die Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den anderen Aromen gehabt hätte. Einfach nur wunderbar, auch und vor allem der Risotto, der richtig satt nach Steinpilzen geschmeckt hat.

Jetzt aber kam der Hauptgang. Er klingt hier ganz einfach, und hat sich doch auf dem Teller als eine ach so wunderbare Komposition erwiesen. Die

Mediterrane Kaninchenvariation

umfasste alles, was man sich von einem Kaninchen erwünscht: Weißes, durch die Gewürze wunderbar in seinem Geschmack unterstütztes Fleisch, Innereien, eine genau passend gewürztes Sößchen – Herz, was willst Du mehr?

Eigentlich hätte man nach diesem geschmacklichen Höhepunkt aufhören können, doch mein Freund und Alexander Hund hatten noch keine Erbarmen mit uns. Aber was schreibe ich da: Kein Einziger von uns schwächelte, der zeitliche Abstand zwischen den Gängen, gepaart mit der Größe, waren genau so abgemessen, dass der Hunger gestillt war, dass aber konstant weitergegessen werden konnte, ohne dass man ein Völlegefühl verspürte.

Vor viele Jahren gab es einmal in der alten Pfarrey in Neuleiningen (als sie noch Ueberschaers gehörte) ein Trüffelmenü, und einer der Gänge schwebt meinem Freund bis heute vor: Es handelte sich um einen Brie, der waagerecht in drei Scheiben geteilt worden war, auf die dann als Trennschicht jeweils eine Ebene Trüffel gehobelt wurde. Das Ganze wurde wieder zusammengesetzt und jeweils als kleines Dreieck als Käse serviert. Das im Gedächtnis wurde der nächste Gang angeregt, und Alexander Hund hat dann das daraus gemacht:

Tatar von Brie de Meaux
und Rucola mit Trüffelvinaigrette

Hmmmmmmm. Käse schließt den Magen für die herzhaften Dinge und bereitet den Gaumen vor auf die Süßspeisen, in diesem Fall repräsentiert durch ein

Pfeffer-Schokoladenparfait
mit Schokoladen-Minzblättern
und Mango in Vanillecaramel

Ich bin ganz ehrlich: Diese Geschmacksexplosion kann ich nicht beschreiben, es ginge alles an der Realität vorbei. Soviel muss genügen: KEINER hat etwas übrig gelassen. Nicht einer.

Das spricht zum Einen für diesen 10. und letzten Gang, zum Anderen aber natürlich für die hervorragenden Kochkünste von Alexander Hund und seinem Team, sehr dezent konstant unterstützt durch die Servicebrigade rund um Monika Ruprecht. An alle geht an dieser Stelle noch einmal der gesammelte Dank des Gastgebers sowie der Gäste.

Fazit: Vielleicht werde ich meinen 50. ja auch im Admiral feiern. 😉

Heut' geht's mir gut! 😎

Print Friendly, PDF & Email