Auf einer eintägigen 3-Flüsse-Motorrad-Tour (Lauter, Mosel und Rhein) kam mir die Idee, die Mosel einmal von der Mündung bis zur Quelle entlang zu fahren. Nicht nur, weil diese einen fast idealen Kreisbogen um die Pfalz herum macht, sondern auch weil das Moseltal zu einer der schönsten Landschaften zählt, die Europa zu bieten hat. Und zusätzlich wird es durch wunderbare Motorrad-Strecken gesäumt.

Im Januar begann die Planung: Ein Termin musste gefunden, die potentiellen Mitfahrer befragt und dann natürlich die Hotels angeschrieben werden. Nach den Erfahrungen der letzten Reisen war klar, dass die einzelnen Tagesetappen zwischen 200km und 250km lang sein sollten. Jeder zusätzliche Kilometer macht zwar vielleicht Spaß, er verhindert aber ein wenig die Gemütlichkeit oder die Gelegenheit, sich auch einmal einen kulturellen Abstecher zu gönnen.

Aus diesen Rahmenbedingungen ergaben sich vier Etappen, was zwingend zu der Auswahl eines verlängertes Wochenendes führte, an dem auch alle Teilnehmer Zeit haben. Durch  die Terminauswahl wurde die Hotelsituation etwas prekär: An solchen Wochenenden ist die Mosel meist ausverkauft, also war Eile geboten.

Wir einigten uns auf das Fronleichnam-Wochenende, ein Check bei den Hotels zeigte, dass es Zimmer in hinreichender Menge gab, und ein Motorrad hatte ich mir auch reserviert.

Irgendwie ist die Zeit seit der Planung vergangen, und es hat ein paar Änderungen gegeben: Ein Fahrer wurde ausgetauscht, eine Sozia musste leider krankheitsbedingt zuhause bleiben (“ich habe Rücken”), und ich hatte die Freude, die Tour auf meinem neu erworbenen Babymonster fahren zu dürfen.

Nummer Fünf Lebt. Oder?

Treffpunkt war pünktlich neun Uhr morgens getankt beim nördlichsten Teilnehmer der Tour. Die Nacht zuvor hat es geschüttet, was der Himmel hergab, und irgendwie lag auch noch eine gehörige Menge an Wasser in der Luft. Trotzdem fuhren wir erstmal ohne Regenkombis zur nächstgelegenen Tankstelle. Da im Endeffekt bis auf mich keiner getankt hatte, hatten wir während der Wartezeit die Gelegenheit, noch einmal den Himmel zu studieren, und so sahen wir glücklicherweise ein von Westen heranziehendes Unwetter. Also doch in die Kombis gestiegen und schnellstmöglich ab nach Norden, in der Hoffnung, das Gewitter zu umgehen. Was uns dann auch gelang, wir bekamen nur am Rande etwas von dem Regen mit. Der Haardtrand aber hat an diesem Tag ganz schön was einstecken müssen.

Die Strecke bis nach Bingen ist vor allem dann reizvoll, wenn man alleine auf der Strecke ist und die Kurven richtig schwingen kann. Was wir weidlich ausnutzten, wobei uns ein stramm von Westen wehender Wind öfter einen Strich oder besser eine Bö durch die Rechnung machte. Unsere erste Pause verbrachten wir im Loreleyblick in Sankt Goar mit – na was wohl! – Blick auf die Loreley.

((c) Loreley-Touristik)

Irgendwie hatte ich mir die Loreley aber doch etwas anders vorgestellt…

Hier konnte sich ein Mitfahrer auch endlich seiner Regenkombi entledigen, die offensichtlich im Laufe des Winters eingegangen war… wir anderen nutzten die Gelegenheit ebenfalls, das leidige Gummizeugs loszuwerden.

Was mich wirklich wunderte war die Verkehrssituation: Trotz inzwischen blauen Himmels, trotz des Feiertags konnte man absolut problemlos über die B9 schlendern, ohne Gefahr zu laufen, überfahren zu werden. Das hatte ich ganz anders befürchtet.

Nun gut: Wir setzten unsere Tour fort, durch das wunderschöne Mittelrheintal vorbei an Bad Salzig und Boppart bis nach  Rhens, wo wir die Abzweigung nach Waldesch nahmen. Vor Kurzem war ich einmal aus Versehen durch Koblenz hindurch gefahren, und dieses “Erlebnis” wollte ich denn doch niemandem zumuten. Außerdem ist die Waldescher Straße hinunter ins Moseltal ein schöner Einstieg in das, was noch kommen sollte: Schlechte Straßen und Umleitungen, aber auch jede Menge Kurven und wunderbare Blicke hinunter ins Tal.

In Dieblich kamen wir dann endlich an der Mosel an. Eigentlich hätte man von hier an an jeder Ecke stehen bleiben können, um die Mosel und die sie umgebende Kulturlandschaft zu genießen. Wir aber entschlossen uns, diese Umgebung nur vom Motorrad aus aufzunehmen und fuhren folgerichtig weiter bis nach  Alken, wo wir zum Besuch unseres ersten kulturellen Höhepunkts abbogen: Der Burg Eltz.

Jeder von uns kennt natürlich die Burg Eltz vom täglichen Umgang mit den alten Banknoten. 😉 Die Wenigsten aber waren schon einmal dort, und der Besuch lohnt sich aus mehreren Gründen:

1. Kann man ein Gebäude sehen, das trotz seines Alters noch nie zerstört wurde,
2. kann man mit etwas Glück einen Führer erleben, der ein hervorragendes etymologisches Wissen hat und dieses auch sehr nett in verschiedenen Sprachen vermittelt und
3. kommt man ungeplant in den Genuss einer Wanderung.

Nach dem Aufstieg zurück zu den Motorrädern und einem kurzen Aufenthalt unter einem Baum, weil es wieder einmal angefangen hatte zu regnen, setzten wir unsere Tour zu unserem ersten Etappenziel fort: Bernkastel-Kues.

Wir hatten Unterkunft im “Märchenhotel” gefunden, und nach einer märchenhaften Fahrt durch die Straßen der Altstadt (nicht ganz so einfach mit einer Electra Glide…) stellten wir unsere Bikes auf einem Parkplatz des Hotels ab.

Es gab erst einmal einiges Hin und Her wegen des Parkplatzes, irgend wann aber konnten wir uns dann doch auf die Zimmer begeben und uns für den Abend feinmachen. Wobei sich die Abendunterhaltung auf einen kleinen Spaziergang durch Bernkastel und ein gemütliches Abendessen in der Doctor-Weinstube beschränkte. Aber auch dabei hatten wir Glück: Eigentlich wollte die Mehrheit ja im Garten sitzen, aber einer einzelnen Person war es zu kalt dazu. Während unseres Essens kam dann der nächste Guss vom Himmel, was wir nur daran merkten, dass auf einmal alle Gäste aus dem Garten in das Restaurant strömten.

Wir gönnten uns dann noch einen kleinen Absacker in einer Weinstube, bevor wir müde, aber glücklich zu Bett gingen.

Heut’ gehts mir gut! 😎

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