Jetzt will ich zuerst einmal unsere Truppe vorstellen: vier BMWs (K1200S, R1200RT, K1200GT und F650), eine HD Electra Glide Ultra Classic und eine Ducati Monster 900. Bunt zusammengewürfelt aber kompatibel, so lange man auf sanft geschwungenen Pfaden unterwegs ist. Immer wieder zusammengerufen wird der Trupp durch das “dezente” Bollern der Duc.

Der zweite Morgen empfing uns mit strahlendem Sonnenschein, die Regenkleidung konnten wir also beruhigt im Rucksack oder Koffer lassen. Nach einem ausgiebigen Frühstück genossen wir die typische Mosellandschaft, die uns auch am ersten Tag schon begleitet hatte: Weinberge, so weit das Auge reicht, von den extremen Steillagen (im Besitz des Weinguts Dr. Loosen) bis hin zu den in den 70er Jahren hinzugekommenen flachen Weinbergen, sanfte Hügel, auf denen kleine Dörfer thronen, in den Steillagen immer wieder Schutzhütten in jeglicher Gestaltung, von der einfachen Holzhütte über Kapellen bis hin zu nahezu fürstlichen Bauten. Und an der Straße immer wieder Hinweise auf die Römer, die vitis vinifera (die Weintraube) an die Mosel brachten.

Geballt bekommt man das natürlich in Augusta Treverorum zu sehen, dem heutigen Trier: An jedem Eck sieht man römische Reste, das Rheinische Landesmuseum quillt davon nahezu über, an vielen Häusern findet man historische Zitate, und dann ist da natürlich noch das Wichtigste: Die Porta Nigra, das schwarze Tor.

Leider war Trier an diesem Freitag dermaßen verstopft, dass wir die für eine genauere Besichtigung notwendige Stunde im Stau bei der Anfahrt auf Trier verloren. Immerhin konnten wir einen Blick nach schräg hinten auf das Bauwerk werfen. 8) Aber für nächstes Jahr ist ein Ausflug nach Trier unter Leitung eines historisch Bewanderten geplant, so dass wir nichts versäumt haben, weil wir dieses Mal nicht angehalten haben.

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Wie sich doch die Landschaft wandeln kann: Befanden wir uns eben noch neben der Mosel auf stark befahrenen, hellen Straßen, sind wir hinter Trier auf einer breiten, geschwungenen, leeren, baumgesäumten Bundesstraße, die alle Orte links oder rechts liegen lässt. Mir (der ich zu diesem Zeitpunkt der Frontmann war) gefiel es so sehr, dass ich mich nicht bremsen konnte und, so lange es ging, die teilweise knackigen Kurven am Rande der Legalität durchfuhr. Irgendwann aber war der Tank leer, und da Luxemburg mit Schengen sich dazu anbot, nutzten wir nach einem Tankstopp (1.01 Euro für einen Liter Super – zum Heulen!!!) das Europäische Informationszentrum für unsere Mittagspause.

Gegenüber diesem Zentrum ist das Denkmal an das Schengener Abkommen installiert:

Irgendwie erinnert mich das an sowjetische Kriegerdenkmäler. Seltsam…

So sieht man nach einer geruhsamen Mittagspause aus, auch wenn das Beton-Ambiente des Zentrums etwas gewöhnungsbedürftig war. Das Bild ist übrigens am Ortsanfang von Schengen aufgenommen, und nicht nur die Deutschen haben die Angewohnheit, Besuchern gleich zu sagen, dass sie sich an Regeln zu halten haben. 😉

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Nur 300m weiter kommt schon der nächste Grenzposten: Wir befinden uns  auf französischer Scholle, die uns das mit Macht und vielen Schlaglöchern unmissverständlich klarmacht. Hier sind wir jetzt auf dem anstrengendsten Teilstück, von Schengen über Yutz, Thionville, Guénange und Malroy nach Metz. An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, zu sehr musste ich mich auf Verkehr, Straßenverkehrsordnung und vor allem die Truppe hinter mir konzentrieren. Am Ortsanfang von Metz nahmen wir dann eine Änderung der Reihenfolge vor: Das Fahrzeug mit dem TomTom an Bord (TomTom genannt) durfte uns durch die Großstadt führen, oder besser gesagt in einem Halbkreis um die Stadt herum. Das klappte auch wunderbar, bis TomTom den Rest der Truppe an einer Ampel abhängte und dies nicht bemerkte. 🙁

Natürlich wussten wir zu diesem Zeitpunkt auch nicht, wo wir waren (wir hatten uns ja auf TomTom verlassen und keine Karten parallel gelesen), so dass wir TomTom auch nicht zurücklotsen konnten. Ein schöner Deadlock, doch wir lösten ihn auf einfache Art und Weise: TomTom fuhr zu unserem nächsten Ziel (auf direktem Wege und nicht die landschaftlich schöne Strecke),ich orientierte mich mit Hilfe der guten alten Landkarte und konnte uns so auf kleinen Umwegen auf den richtigen Weg zurückbringen.

Auf diesem Weg mussten wir auch ein kurzes Stück Autobahn fahren, und dabei fielen uns auf einer Brücke zwei Polizisten auf, die mit Hilfe eines Lasergeräts die Geschwindigkeit der Fahrzeuge überprüften. Am Straßenrand standen vier Polizei-BMWs, deren Fahrer (nur mit kurzärmligen Hemden bekleidet!) darauf warteten, dass Ihnen die Kollegen von der Brücke ein Fahrzeug zur Kontrolle meldeten. Am Kreisel der nächsten Ausfahrt standen dann reihenweise die ertappten Sünder und zahlten ihre Strafe. Wie wir am folgenden Tag erfuhren, hatte sich der Chef des Departements eine Woche vorher über eine ungewöhnliche Häufung von Verkehrstoten aufgeregt und die flächendeckenden Kontrollen angesetzt.

Was diesen Teil der Strecke zusätzlich unangenehm machte, war die Tatsache, dass derzeit in Frankreich die National- und Departement-Straßen andere Bezeichnungen bekommen und daher an einem Schild die D7 steht, am nächsten Schild aber die N3. Und folgerichtig an den wichtigen Stellen keinerlei Hinweis auf die Nummerierung zu finden ist…

Wir haben jedenfalls unsere Strecke wieder gefunden und konnten die kleinen Sträßchen die Mosel entlang durch Ars-sur-Moselle (was muss sich ein Ami bei diesem Namen denken…), Corny-sur-Moselle und Vandiéres genießen. Bei La Vitrée bogen wir dann auf die D910 ab, um auf direktem und schnellstem Wege zu unserem kulturellen Höhepunkt des Tages zu gelangen: Der Ausstellung im Museum Georges de la Tour in Vic-sur-Seille über Leben und Werk von Emile Gallé. Dort fanden wir auch TomTom wieder, der sich inzwischen mit den Damen des örtlichen Museumsvereins angefreundet hatte.

Natürlich konnten einige von uns dem im angeschlossenen Cafe dargereichten Kuchen nicht widerstehen. Viel war nicht mehr da, nachdem wir fertig waren.

Da es inzwischen doch recht spät geworden war, beauftragten wir TomTom wiederum mit der Führung nach Westen, quer durch Nancy zu unserem Hotel in Laxou. Ja, die Strecke hätte man auch anhand des ausgedruckten Stadtplans finden können, so aber war das viel einfacher. Vor allem in Anbetracht der chaotischen Verkehrsverhältnisse. Fahren Franzosen in der Großstadt immer so?

Das Hotel Ariane befindet sich mitten in einem Gewerbegebiet voller Bürohäuser, und anfangs überlegten wir noch, wie wir an diesem Abend zu etwas Sinnvollem zu Essen kommen könnten. Doch ein kleiner Spaziergang in der Nachbarschaft führte uns sehr schnell zu einem Steakhaus der Courtepaille-Kette. Diese Kette ist ungefähr mit den deutschen Blockhäusern vergleichbar.

Wenn man hier sein Fleisch “bleu” bestellt, dann bekommt man es auch so! Richtig klasse, einfach empfehlenswert. Im Unterschied zum Blockhaus bekommt man hier allerdings einen zur Region passenden Wein.

Auch an diesem Tag führten wir uns einen Absacker in der Bar des Hotels zu Gemüte, wir gönnten uns einen Pastis. Wir waren schließlich in Frankreich.

Und weil sie so schön sind kommen hier noch einmal unsere Belle (oder doch eher Bellas?):

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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