Endlich ist es wieder so weit. Nach langer Vorbereitung, Suche nach Mitfahrern, Ausarbeiten der Strecke und Organisation der Übernachtungen fahren wir endlich los. Pünktlich um 8:00 Uhr setzt sich der Tross bei schönstem Wetter in Bewegung.

Schweiz, wir kommen!

Wir, das sind auf dieser Tour Elke und Harald, Klaus und Claudia, Wolfgang, Werner und meine Wenigkeit. Irgendwie werden wir von Jahr zu Jahr mehr…

Der erste Abschnitt ist langweilig: Autobahn von DÜW nach Schwäbisch Hall, mit einem kleinen Abstecher an die Raststätte Hockenheim, wo wir Werner aufsammeln. Wir müssen und wollen Strecke machen, um an den nächsten Tagen die Kurven umso mehr genießen zu können. Obwohl wir an Fronleichnam unterwegs sind, sind die Straßen relativ frei, wir können problemlos eine Reisegeschwindigkeit von 130 hm/h halten, ohne von anderen Fahrzeugen gestört zu werden. Natürlich fahren wir nicht im Pulk, aber wir sind immer in Sichtweite, falls jemand verloren geht. Was natürlich nicht passiert.

In Schwäbisch Hall machen wir unsere erste Pause. Eigentlich wollen wir ein kleines Frühstück zu uns nehmen, aber durch den Feiertag sind alle Cafés noch geschlossen, so dass wir erst einmal nach einer Bäckerei suchen müssen, wo wir ein Brötchen und einen Kaffee bekommen.

So langsam lassen sich im Süden – also in unserer Fahrtrichtung – richtig dunkle Wolken blicken. Das verheißt nichts Gutes… aber was bleibt uns anderes übrig als weiter zu fahren?

Nach einem kurzen Tankstopp passieren wir lauter typisch schwäbische Orte: Gaildorf, Gschwend, Spraitbach, Alfdorf, Mutlangen (Moment, da war doch mal was in Mutlangen? Stimmt! Die Pershing-II-Raketen waren ja hier stationiert!) … In Folge sind die Straßen immer mehr mit Unrat, Ästen, teilweise mit Sand und Geröll übersät. Wir werden später erfahren, dass am Tag vorher “die Welt unterging”, es hat teilweise so geschüttet und gewindet, dass die Straßen überflutet und Bäume entwurzelt wurden.

In Günzburg überkommt uns so langsam ein Hungergefühl, wir machen uns daher auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Hinter Wattenweiler entdecke ich einen vielversprechenden Wegweiser zum “Schloss Neuburg an der Kammel”. Leider wird dort aber nur die Gelegenheit für Veranstaltungen geboten, weshalb wir nach Neuburg weiterfahren und dort endlich im Gasthof Jekle noch etwas zu Essen bekommen. Ich betone das “noch”, da der Gasthof eigentlich schon geschlossen hat, wir aber wohl so ausgehungert aussehen, dass man uns doch in den Garten hinter dem Haus bittet und uns dort auf das Köstlichste mit schwäbischen Schmankerln versorgt.

Wohlig gefüllt und gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg gen Reutte, unser Tagesziel. Man kann allerdings auch sagen: Wir fahren ins Dunkle. Über dem Süden der Republik liegt eine dicke, schwarze Wolkenfront, aus der es in Heubelsburg zu regnen beginnt. Wir halten kurz an, um unsere Regensachen anzuziehen, und fahren dann weiter, um erst in Aletshausen und dann erneut in Kaufbeuren voll erwischt zu werden. Das Wasser steht schon fast auf der Straße, doch die Verkleidungen der Motorräder (der Anderen) sowie unsere regenfeste Kleidung macht einen Stopp unnötig. Kurz vor Füssen hört der Regen endlich auf, wir fahren die letzten Kilometer nach Reutte wenigstens ohne die Feuchtigkeit von oben.

Gegen 16:30 werden wir an unserem Ziel, dem Hotel Mohren, von Claudia und Klaus begrüßt, die einen anderen Startpunkt für die Reise hatten und daher auch schon früher angekommen sind.

Nach einem gemütlichen Absacker inmitten trachtig gekleideter Reutter Einwohner – hier hat sich die Dorfbevölkerung nach der traditionellen Fronleichnamsprozession getroffen – gehen wir erst einmal aufs Zimmer, um uns von der doch anstrengenden Fahrt auszuruhen. Ein paar von uns haben das Wellness-Angebot im Haus genutzt, um auszuspannen, andere haben nur Matratzenhorchdienst geschoben, und zwei haben es sich einfach im Gastraum gut gehen lassen und einhändiges Stemmen geübt. 😉 Allerdings nur mit Apfelschorle und ein oder zwei Radlern, schließlich geht es morgen so richtig in die Berge.

Heute war ja schließlich nur die Anfahrt, wie man hier eindeutig erkennen kann.

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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