Wenn man schon in Hamburg is(s)t, dann sollte man die Gelegenheit wahrnehmen und in ein gutes Fischrestaurant gehen. Schon seit längerem hatte ich mit einem Freund vereinbart, zu einem passenden Zeitpunkt das “Jellyfish” zu besuchen. Dieses Restaurant war ihm empfohlen worden, und er selbst hatte noch keine Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren. Kürzlich war es endlich so weit, wir haben uns einen Tisch reserviert.

Das “Jellyfish” empfängt den Gast mit angesagtem Blau, mit vier einfachen Holztischen, die bei schönem Wetter auch zum Essen zur Verfügung stehen (Anmerkung: Die folgenden vier Bilder habe ich der Homepage des Jellyfish entnommen).

Die Holztische setzen sich auch im Inneren fort, hier allerdings in einer etwas weniger rustikalen Form.

Wir haben das Glück, den Tisch auf der Empore zu bekommen. Nicht nur, dass man einen guten Überblick über das Restaurant hat, man bekommt auch etwas von den Vorgängen “im Hintergrund” mit, was mich persönlich immer interessiert.

Diese Mischung aus rustikal und elegant ist anfänglich etwas irritierend, passt aber hervorragend zu der dargebotenen Küche.

Natürlich findet sich auf jedem Tisch eine Karaffe mit feinem Olivenöl sowie das zugehörige Salz, das Brot kommt später, von einer Safran-Aioli begleitet.

Für die Qualität der folgenden Bilder muss ich mich entschuldigen, ich hatte leider nur mein Handy dabei, und das ist nicht unbedingt die beste Wahl für diesen Zweck. Ich hoffe, diese Aufnahmen in nächster Zeit mit besserem Equipment wiederholen zu können. 🙂 Trotzdem bieten diese Photos einen guten Eindruck des Ambientes sowie der dargereichten Speisen, auch wenn sie deren Qualität in keiner Weise gerecht werden.

Die Speisekarte besteht aus einer großen Tafel, auf der die einzelnen Vor- und Hauptspeisen aufgeführt sind. Durch ein Mitglied des sehr aufmerksamen Servicepersonals werden ALLE Gänge genau erklärt, es wird die Herkunft der Ware sowie die jeweilige Zubereitung dargelegt.

Auch wenn ich normalerweise ein Freund von mehrgängigen Menüs bin, entscheiden wir uns doch jeweils nur für eine Vorspeise sowie einen Hauptgang. Das Jellyfish stellt jedoch gerne auch 4-, 5- und 6-Gang-Menüs zusammen.

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Nachdem wir die Bestellung aufgegeben haben kommt das Amuse Bouche, ein Mousse von jungen Erbsen mit Nordseekrabben, Bouchot-Muscheln (für die, die sie nicht kennen: das sind am Pfahl gezüchtete Miesmuscheln aus der Bretagne) mit einem Schaum derselben.

Ein Amuse Bouche soll den Gaumen ja auf das vorbereiten, was die Küche im weiteren Verlauf des Abends kredenzen wird. Durch dieses Versucherle wird die Messlatte ganz schön hoch gelegt…

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Als Begleiter der Speisen habe ich einen 2010er Sancerre Grand Chemarin von Jean-Max Roger ausgewählt, der zuerst gewählte Chenin Blanc war leider aus. Als Wasser gibt es ein Vöslauer Mineralwasser.

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Am liebsten hätten wir beide die Vorspeisen einmal von oben nach unten durchprobiert, wir konnten uns trotzdem relativ schnell für zwei verschiedene Gerichte entscheiden. Zum Einen gab es eine Bouillabaisse mit Garnele, Bouchot-Muschel, Jakobsmuschel, Zander und einer Sauce Rouille, am Tisch aufgefüllt mit einem gebundenen Fischfond. Leider war ich nicht schnell genug, um den Teller ohne den Fond zu photographieren, die Einlagen waren schon sehr appetitlich auf dem Teller angerichtet.

Dies ist der Anblick, der sich uns auf dem Teller bietet.

Als zweite Vorspeise haben wir ein Thunfischtatar ausgewählt, angerichtet in Form eines Turms, der sich aus dem Tatar, einer Schicht Avocadocreme sowie einer Ebene Mango zusammensetzt. Aufgefüllt wird dieses Tatar durch einen Gazpacho von der Roten Beete.

Auch hier habe ich leider kein Photo des Tatars ohne den Gazpacho.

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Für meinen Geschmack etwas zu schnell kommen dann die Hauptspeisen. Auf der einen Seite gibt es ein Seeteufelmedaillon mit Herzmuscheln auf einem Mais-Bohnengemüse, ganz leicht mit Chorizo aromatisiert:

Die Anrichtung ist schon optisch ein Gedicht.

Und geschmacklich ist das Wesen des Seeteufels genau getroffen, wobei die kräftigen Beilagen den Geschmack wunderbar untermauern.

Auf der anderen Seite steht ein Heilbutt mit geröstetem Pulpo, Arroz Negro, grünem Spargel und Safranalioli. Der Arroz Negro ist ein mit einem Hauch von Zitrone zubereiteter Risotto, der seine Farbe von der Pulpo-Tinte bekommt.

Der Safranalioli, der Butterschaum und die langsam im Ofen gegarten Cherry-Tomaten unterstützen den Risotto so, dass die Stärken des Heilbutts wunderbar zur Geltung kommen.

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Auch wenn die Mägen gefüllt sind, bleibt doch noch hinreichend Appetit auf eine Nachspeise, vor allem, weil die Liste mit den Gerichten den ganzen Abend in meinem Blickfeld steht.

Wir wählen einerseits einen warmen Schokoladenfondant mit Vanille-Ingwereis.

Das Schokofondant mit dem Vanille-Ingwereis wäre für sich der Hit gewesen, der Kuchen ist im Kern noch flüssig und schmilzt dahin, das Vanille-Ingwereis setzt einen schönen Kontrapunkt.

Dummerweise haben wir als zweite Nachspeise eine gegrillte Ananas mit Butterkaramel und einem Cassis-Basilikum-Sorbet ausgewählt.

Auch jetzt, fast einen ganzen Tag nach dem Essen, habe ich die phantastische Geschmackskomposition des Cassis-Basilikum-Sorbets noch am Gaumen. Der Butterkaramel setzt dabei noch ein Glanzlicht, die eigentlich im Vordergrund stehende Ananas stellt “nur” eine geschmackliche Basis zur Verfügung, auf der die anderen Bestandteile glänzen können.

Als Unterstützung der Nachspeisen habe ich einen Chateau Guiraud von 1995 gewählt, einen 90-Punkte-Sauternes, der glücklicherweise – wie die meisten Weine der Karte – glasweise angeboten wird.

Die Küche, geleitet von Küchenchef Nils Egtermeyer, hat hervorragendes geleistet. Die Messlatte, die durch das Amuse Bouche sehr hoch gelegt wurde, wurde bei weitem übertroffen. Die kleine aber feine Weinkarte erfüllt (fast) jeden Geschmack, vor allem, weil die meisten Weine auch glasweise ausgeschenkt werden. Und das Ambiente wirkt durch seine Rustikalität sehr einladend, was durch das offene, freundliche und fixe Servicepersonal noch unterstützt wird.

Mein Fazit: Was soll ich hier noch schreiben? Der Service stimmt, das Ambiente passt, und die Küche ist über jede Kritik erhaben. Ich werde sicher wieder hierher kommen, nicht nur, um die Photos mit einem richtigen Apparat zu schießen, sondern vor allem, um auch einmal ein Fünfgang-Überraschungsmenü zu genießen.

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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