Ist mein Anspruch zu hoch? Gibt es eine so große kulinarische Differenz zwischen Baden/Pfalz und dem Rest der Welt? Oder hat der ehemalige Chefredakteur des Gault Millaut doch recht, wenn er sagt: “In Baden und der Pfalz kann man in jedes Restaurant gehen, man bekommt immer mindestens gutes Essen. Überall sonst braucht man einen Führer.”

Ein Projekt hat mich nach Kiel verschlagen. Selbst wenn Kiel Landeshauptstadt ist, irgendwie befindet man sich in der Provinz. Als ich meine Aufenthalt und damit die Abende, die ich in Restaurants verbringen wollte, plante, habe ich natürlich neben den bekannten Führern auch das Internet bemüht, und als eine der ersten Adressen poppte das “Non Solo Pane” auf. Die stylische Homepage und die abgedruckte Speisekarte sind einladend, ich nahm mir vor, dieses Restaurant auf alle Fälle zu besuchen. Vor allem das Valentinstagsmenü war animierend, allerdings war es mir als Alleinessendem nicht vergönnt, an diesem Tag einen Tisch zu bekommen. Damit hatte ich auch keine Chance, das Fünfgangmenü zu mir zu nehmen.

Ich ging daher einige Zeit später dort hin, um die Gelegenheit nachzuholen. Die Einrichtung passt zur Homepage: Stylisch, modern, leicht abgehoben sitzt man auf teils hohen, teils normalen Stühlen.


Die Speisekarte klingt nach einer gekonnten Mischung zwischen Sandwicheria, Pizzeria und Restaurant. Dem Namen entsprechend: Non Solo Pane.

Unter den Hauptgerichten geht die Schere sehr weit auseinander, von den Matjes mit Bratkartoffeln über die Hähnchenbrust mit Koriander-Wildreis bis hin zum Rumpsteak ist jede Richtung zu finden. Ich habe mir einen Klassiker ausgesucht: Das “Original Wiener Schnitzel”, laut Beitext ein großes Kalbsschnitzel mit Preiselbeerchutney und hausgemachtem Pellkartoffelsalat.

Ein Wiener Schnitzel wird in Butter gebraten (also bei relativ niedriger Temperatur, sonst verbrennt die Butter), es ist sehr dünn (nicht ganz so dünn wie die Panade), und die Panade muss zart sein. Soweit die Theorie.Hier jedoch kam es anders:

Die Schnitzel (es waren drei) waren so stark angebraten, dass die Panade dunkelbraun, fast schwarz war, sie trieften vor Fett (sie waren also nicht richtig abgetropft) und sie waren zu lang in der Friteuse gewesen: Das ursprünglich sicher gute Kalbfleisch war strohtrocken. Leider hatte ich auch vergessen, dass Kartoffelsalat im Norden mit Mayo gemacht wird. Allerdings sollte ein so produzierter Salat nicht ausschließlich nach Mayo schmecken. Natürlich entsprach die Salatganitur dem Gesamteindruck, sie war ausschließlich als Garnierung zu sehen, ess- oder genießbar war sie nicht.

Auf eine Nachspeise habe ich verständlicherweise verzichtet.

Ich habe im Übrigen die Qualität der Küche anlässlich eines Mittagessens mit leider vergleichbarem Ergebnis überprüft, es handelt sich also nicht um eine Singularität.

Mein Fazit: Ein guter, gelungener Internetauftritt, ein schönes Ambiente, das aber durch die Erzeugnisse der Küche leider nicht bestätigt wird.Heut’ geht’s mir gut! 😎

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