Es ist jedes Jahr dasselbe: Um Weihnachten herum bekommt man einfach nichts Gescheites zu essen. Und zu wenig. Da braucht es wenig Überredung, um Freunde zu finden, die mit einem Essen gehen. Zwischen den Jahren haben wir uns daher kurz entschlossen verabredet, zu dritt in die Tokyo Sushi-Bar in Q4, 12-16 in Mannheim zu gehen.

Wohl wissend, dass es unter den Japanophilen der Rhein-Neckar-Region inzwischen Kultstatus besitzt, habe ich angerufen, um einen Tisch zu reservieren. Es hat gerade noch für drei Plätze an der Bar gereicht.

Als wir ankamen war die Hölle los. Nicht nur wir waren gerade eingetroffen, es standen auch noch einige Leute Schlange, die keine Reservierung hatten. Und das ging den ganzen Abend über so. Hätte das Tokyo an die Wartenden Drinks verkauft, hätten sie gute Geschäfte machen können. Es wäre doch einmal ein Experiment, in Deutschland in einer Sushi-Bar diese typische amerikanische Logik einzuführen: Man geht an die Bar, um auf seinen Tisch zu warten, nimmt dort ein paar Drinks zu sich und geht dann wohlig beschwingt zum Essen…

Wir aber haben keine Experimente gemacht und die Standards getrunken: Kirin, grünen Tee und Ginjo Namachozo Sake, natürlich kalt.

Und auch in der Speisenauswahl waren wir konservativ: Horenso no Ohitashi mit Bonitoflocken als Vorspeise, Chirashi Sushi, House-Roll und Lachs-Avocao-Roll als Hauptspeise, und Unagi-Nigiri sowie Inari-Sushi als Nachspeise. Wenn ich es recht bedenke, dann haben wir die eigentlich angedachte Miso-Suppe in der Hektik der Situation einfach vergessen, gefehlt hat sie uns allerdings auch nicht.

Der Spinat war einfach köstlich, frisch, und genau so gewürzt, dass er den Gaumen auf die kommenden Genüsse vorbereiten konnte.

Auch wenn ich mich aufgrund meiner Begleitung nicht auf jede einzelne Nuance des Essens konzentrieren konnte: Die Zusammenstellung der Fischsorten des Chirashi-Sushi war wieder genau richtig, der Fisch frisch, glänzend an den Schnittstellen, ohne jeden Fehlgeschmack oder -geruch. Ein Amaebi oder Tamago hätte dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt, gefehlt hat es aber nicht.

Die House-Rolle mit Lachshaut, Avocado, Aal und Algen ist ein passender geschmacklicher Kontrast zum reinen Fisch des Chirashi, während

die Avocado-Lachs-Rolle die Geschmacksknospen im Gaumen auf ein normales Maß zurückbringt. Zusätzlich soll sie dank der Omega-Fettsäuren des Lachs und des hohen Fettgehalts der Avocado auch noch gesundheitlich positiv sein: Irgendeine Ausrede zum Sushi-Genuss braucht man. 🙂

Das Unagi sollte eigentlich ein Inari sein, aber irgendjemand hat wohl etwas undeutlich gesprochen, und so kam der Aal zu uns. Und wurde prompt genossen: Auf den Punkt gegart, genau richtig gewürzt, ohne den manchmal vorkommenden, leicht unangenehmen Geschmack.

Natürlich musste dann auch noch ein Inari sein, diese süße, mit Sushi-Reis gefüllte Tofu-Tasche, die ähnlich Käse den Magen schließt. Hier kommt es vor allem darauf an, dass die Tasche nicht zu groß ist, damit man sie mit einem Bissen zu sich nehmen kann, ohne einen Teil auf den Teller zurücklegen zu müssen. Die Alternative wäre, den Mund viel zu voll zu nehmen. Was aber natürlich niemand gerne macht. 😉

Mein Fazit: Seit meinem letzten Besuch ist die Qualität eher noch gestiegen. Der Service ist freundlich und schnell, die Sushi-Köche kümmern sich um die Kunden an der Bar, selbst wenn sie durch das normale Geschäft schon komplett belegt sind, das Essen ist erstklassig und die Atmosphäre passt. Ich könnte mir jetzt nur noch eine Ausweitung der Speisekarte um eine größere Tempura-Auswahl oder die eine oder andere Bentobox vorstellen, um vollkommen zufrieden zu sein. Ansonsten kann ich es nur mit Arnie halten:

“I’ll be back!”

Heut’ geht’s mir gut! 😎

Print Friendly, PDF & Email