Wer kennt das nicht? Da gibt es liebe Freunde, die auch garnicht so weit entfernt wohnen, und doch trifft man sich nur ein- oder zweimal im Jahr, um gemütlich Essen zu gehen oder sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Eigentlich will man sich ja öfter treffen, aber… irgendwie kommt immer etwas dazwischen.

Gestern war es wieder einmal so weit, nach einem kurzentschlossenen Vorschlag haben wir uns in Mannheim im Saigon getroffen.

Richtig einladend empfängt einen das Restaurant, warmes Licht erhellt die Fassade, so dass man es nicht verpassen kann. Innen präsentiert es sich stylisch, fast kühl, mit dunkelgrauem Steinboden und geraden, parallel aufgebauten Tischen.

Was auffällt ist der akzentuierte Einsatz von Blumen in der Umgebung, der durch die sorgfältig gefalteten Servietten unterstützt wird.

Nach längerem Hin- und Her (der Service war gestern etwas … retardiert und gipfelte in der Aussage: “Kollege kommt gleich” …) habe ich mich für “gedämpfte Reismehlplätzchen mit fein gestampftem Krabbenfleisch, Mungbohnenpaste und Röstzwiebeln” entschieden (leider hat mein Photoapparat bei Erscheinen des Essens seinen Geist aufgegeben, daher kann ich nicht alles mit eigenen Bildern dokumentieren). Diese Vorspeise kommt in sechs kleinen Porzellanschälchen, jedes Plätzchen in ein wenig Sud mit Karotten-Julienne hübsch angerichtet. Diese Art der Präsentation hat zwei Vorteile: Zum Einen kann man das Essen sehr schön teilen, zum Anderen zerstört man das Gesamtbild nicht, indem man einen Teil isst. 😉

Aber nicht nur diese Vorspeise ist sehr ansehnlich, auch “ganz normale” Speisen kommen schön angerichtet daher, wie etwa diese Frühlingsrollen oder eine Rindfleisch-Suppe nach Saigon-Art, die mit Sternanis, Ingwer, Zimt und asiatischem Basilikum angemacht ist:

Zum Essen gönnen wir uns einen hervorragenden trocken ausgebauten Deidesheimer Kieselberg (für die Nicht-Pfälzer: Ein Riesling) von Bassermann-Jordan, der mit seinem harmonischen Verhältnis zwischen Restzucker und Säure die Speisen wunderbar unterstützt.

Zur Hauptspeise gibt es dann eine Herausforderung für den Riesling: Eine ganze Ananas, gefüllt mit Garnelen, Tintenfisch, Hähnchenbrustfilet und Gemüse. Den Reis als Beilage ignoriere ich einfach, die Ananas ist mir auch so genug. Es ist immer wieder verblüffend, wenn dieses Gericht serviert wird: Die Ananas steht senkrecht auf dem Teller, der Schnitt unterhalb der Krone ist fast nicht auszumachen, so dass man sich erst einmal überlegt, wie man an die Füllung kommt. Ebenso verblüffend ist, dass die Ananas die Wärme der Speise besser hält als das Rechaud, auf dem die Speisen der Anderen stehen. Worunter sich natürlich auch die übliche Ente findet. 😉 Die Sauce in der Ananas ist übrigens so abgeschmeckt, dass sie durch den Riesling unterstützt wird, sie stellt also KEINE Herausforderung dar.

Was soll ich zur Qualität der Speisen sagen? Die einzelnen geschmacklichen Bestandteile werden durch die Zubereitung im genau richtigen Verhältnis zur Geltung gebracht, man schmeckt das feine Raucharoma des Tofu ebenso wie die zurückhaltende Schärfe des Ingwer, die Paprika sind auf den Punkt gegart und fügen sich in das Gesamtbild ein, und auch die Gewürze unterstützen den Eigengeschmack, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Eine Nachspeise muss natürlich auch noch sein, in meinem Fall sind es warme Dampfküchlein nach vietnamesischer Art mit La Dua (Farb- und Duftblättern) und Perlsago in Kokoscreme. Das ist genau der richtige Abschluss für einen wunderbaren Abend. Wenn es in dem coolen Ambiente noch etwas wärmer wäre, wäre es schon fast zu gut. 😉

Mein Fazit: Wir haben unser nächstes Treffen jetzt schon terminiert, und der Tisch ist auch schon reserviert. Natürlich im Saigon in Mannheim. 🙂

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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