So ein Tag kann schon lang werden, und je länger er wird, desto mehr meldet sich der Hunger. Irgendwo auf dem Weg zwischen Kultur und Einkaufen lenkt mein Unterbewusstsein am Ende der Friedrichstraße meine Aufmerksamkeit auf ein stylisches, spanisches Hotel, das außer einem richtigen Restaurant auch eine Lounge hat, in der Tapas angeboten werden.

Diese Lounge trägt auch noch den passenden Namen “meliá tapas”. Was bleibt mir also anderes übrig, als in sie einzufallen und den kleinen Hunger zwischendurch mit ein paar Tapas zu stillen? Also nichts wie hinein, die Erinnerung an Barcelona im Oktober wird so frisch gehalten. 😉

Als Wein muss ein 2009er Chardonnay vom Castillo de Montjardin her, er passt schön zu den Speisen. Um es anders auszudrücken: Dieser Wein dominiert das vorgezogene Abendessen!

Nicht dass mich jetzt jemand für verrückt erklärt: Bis auf den Schinken sind die Portionen für 2,50 Euro ausgezeichnet, ich hatte nicht mit solchen Riesenportionen gerechnet! Aber ich habe natürlich auch nichts dagegen. 8)

Die Datteln sind weich, süß und schmecken ganz leicht nach dem geräuchten Speck, mit dem sie umhüllt sind. Und richtig temperiert sind sie auch. Die Salsa für die patatas bravas ist selbst gemacht, aber leider nicht scharf genug, um ihrem Namen die Ehre zu geben. Die Kartoffeln sind frisch gegart, aufgrund der unterschiedlichen Größen aber teilweise noch etwas “bissfest”. Der Schinken ist, da es keinen pata negra gibt, ein Serrano geworden, aber die “kleine Portion” langt locker für vier Portionen als tapa. Das dürften gute 100g gewesen sein.Bleiben die albóndigas. Die Sauce ist von der Schärfe her genau richtig, nur ist sie wie die bei den Kartoffeln kalt. Ich hatte es schon kommen sehen, dass da etwas nicht stimmen kann, denn die albóndigas wurden vor meinen Augen für 20 Sekunden in die Mikrowelle gestellt. Ich habe nichts gegen die Mikro einzuwenden, man muss sie nur anwenden können, und 20 sec sind für zwei solche Klopse definitiv zu wenig. Ich schlage daher vor, entweder den (spanischen) Mitarbeitern hinter der Theke eine kleine Induktionsplatte hinzustellen, auf der sie die wenigen Gerichte, die hier erwärmt werden müssen, vor den Augen der Gäste mit Stil zubereiten können oder aber auch die albóndigas durch das Personal in der Küche fertig machen zu lassen. Es ist einfach ärgerlich, wenn der ansonsten überzeugende Eindruck eines Restaurants durch solch eine Lappalie getrübt wird.ABER: Hier handelt es sich um Nörgeln auf hohem Niveau! Sowohl das Essen als auch der Wein waren hervorragend, dieses Restaurant werde ich sicher in meine Datenbank unter “empfehlenswert” aufnehmen.
Eines wundert mich allerdings: In Berlin Mitte am Ende der Friedrichstraße in Richtung Chaussee-Straße bin ich öfter unterwegs, aber irgendwie ist mir weder das Restaurant noch das Hotel bisher aufgefallen. Dabei existieren die schon seit fünf Jahren…
Heut’ geht’s mir gut! 😎

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