Man kann ja nicht immer nur hervorragend und individuell gekocht essen gehen. Es gibt schließlich gerade in Berlin viele Unternehmer, die sich unter den Schirm eines Franchise-Gebers begeben, um von seinen Konzepten und Erfahrungen zu profitieren.

Ich habe mir für heute nach langem Suchen und Überlegen das “Fabulous Route 66 Diner” ausgesucht. Zum Einen, weil ich Lust auf typisch amerikanisches Essen hatte, zum Anderen, weil ich vor Kurzem daran vorbeigelaufen war und mir seine schöne Weihnachtsdeko aufgefallen war.

Das Diner kann sich sehen lassen, die Inneneinrichtung ist fast authentisch.

Hervorragend gelöst ist die Trennung zwischen Nichtraucher- und Raucherbereich, den es in Berlin immer noch gibt. Die Empore ist durch eine fast unsichtbare Glasplatte vom unteren Bereich abgeteilt, und dort oben ist eine funktionierende Abluftanlage installiert, die Rauch und Gestank wirkungsvoll daran hindert, sich nach unten auszubreiten.

Witzig ist vor allem die ferngesteuerte Jukebox, aus deren Bestand man von jeder Booth aus Titel wählen kann.

Als Starter habe ich mir die Poppers Combination ausgesucht, die es leider nur für mindestens zwei Personen gibt. Geht in Berlin niemand alleine Essen?

Sie besteht aus

  • 2 Mozzarella-Sticks
  • 2 Chicken-Wings
  • 2 Chicken-Fingers
  • 2 Onion-Rings
  • 2 Chuli-Poppers
  • 2 Frühlingsrollen
  • Nachos
  • BBQ-Sauce
  • Sour Cream
  • Hot Salsa

Um die Größenverhältnisse dieses Tellers deutlich zu machen habe ich meinen nicht gerade kleinen Blackberry daneben gelegt…
Die Chicken Fingers sind klasse, schön feucht, mit hinreichend Biss. Dafür sind die Wings nicht wie gewohnt feurig bis scharf, sondern eher lasch im Geschmack und vor allem nicht durch. Eigentlich eine Todsünde in einem Restaurant. Die anderen Bestandteile waren okay. Was kann man an vorgefertigten, tiefgefrorenen Teilen beim Aufwärmen auch schon falsch machen?

Nach diese interessanten Erfahrung habe ich mich doch noch zu einer “Hauptspeise” überredet. Zur Auswahl standen Potato-Skins mit vier verschiedenen Füllungen (Speck, Chili con Carne, Jalapeno Cheese und Hähnchenbrust) oder eine Portion Chili con carne. Die nette Bedienung hat mich von dem Chili mit der Begründung überzeugt, man könne das Behältnis des Chili essen. Irgendwie schwebte mir daher ein Sourdough-Bread vor, wie man es z.B. In San Francisco des Öfteren als Suppenschüssel bekommt. Statt dessen kommt das Chili in einem Chimichanga.

Das Chili schmeckt… trocken. Besser gesagt TROCKEN. Und geschmacklos. Es schmeckt wie – Soja-Fleischersatz, der mit zu wenig Flüssigkeit angesetzt wurde. Kein Geschmack nach Tomate, Zwiebel, Mais, Bohnen, Hackfleisch, wie es sich für ein Chili gehört… Schade. Die Abwesenheit von Geschmack ist so groß, dass selbst Tabasco in dem Moment seinen Geschmack verliert, in dem es in Kontakt mit dem Chili kommt. Der Chimichanga schmeckt nur nach dem altem Fett, in dem er wohl ausgebacken wurde.

Einen Höhepunkt stellt die nette Bedienung dar, die natürlich nichts für die Fehler der Küche kann, und die ich damit auch nicht belasten will. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass dieses Restaurant Vorbild für eine Franchise-Kette sein soll, dann wünsche ich allen Franchisenehmern viel Glück! Denn bei der Qualität der angelieferten Ware bleibt ihnen nichts anderes als Glück, um ihr Glück zu machen.

Und weil ich mir auf dem Rückweg zu meinem Hotel in einem Restaurant, in dem man noch konventionell kocht, einen Snack geholt habe, kann ich auch hier sagen:

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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