Ist gut gemeint immer auch gut gemacht?

Erfurt, mein Erfurt.

Die liebenswerte Stadt an der Gera, Landeshauptstadt, ist immer eine Reise wert. Vor Kurzem war ich mal wieder dort, und wie so oft hat es mich nach Sushi gelüstet, ich stehe halt nicht so auf Thüringer Klöse oder Schweinebraten.

In Erfurt hat in letzter Zeit eine ganze Reihe von kleinen Sushibars aufgemacht, die Auswahl ist daher schon vorhanden. Meine Recherche im Internet hat als empfehlenswerte “Location” das Restaurant “Koko Sushi” ergeben. Also habe ich mich in die Meister-Eckehart-Straße aufgemacht, um einen netten Abend zu verbringen.

Der erste Eindruck ist eher der einer Lounge denn der einer Sushibar. Leise spacige Musik im Hintergrund, angenehme Farben und eine Kaitenbar, auf der schwarze Dschunken die  Artikel an den Essenden vorbei ziehen. An diese Bar setzte ich mich.

Wie es sich gehört nehme ich grundsätzlich eine Miso-Suppe sowie einen grünen Tee, um diese während des Essens zu schlürfen. Und leider beginnt meine sprichwörtliche Kritik bereits beim Tee: Dieser wird in einer Kanne mit Teebeuteln und einer europäischen Tasse gereicht und nicht in dem sonst üblichen kleinen Becher, ebenso kommt die Miso-Suppe (von der es vier Versionen gibt) in einer weißen, übergroßen Suppentasse, aus der man nicht trinken kann. Aber gerade das Schlürfen macht bei Tee und Suppe einen Teil des Genusses aus.

Zugestanden, das Geschirr das sieht klasse aus, es passt zu dem Ambiente der Lounge, es entspricht aber in keinster Weise  irgendwelchen Bildern, die mir zu dem Thema “Japan” oder “Sushi” vorschweben.

Wenn man in Japan in eine Sushi-Bar geht, dann macht man dem Sushimeister eine Freude, wenn man ihm die Auswahl der Speisen überlässt, die man isst. Stück für Stück bekommt man dann Nigiri, Make oder Temaki-Stücke vorgesetzt, die man gerne auch mit den Begleitern tauschen kann. Das Essen und die Präsentation davon wird zelebriert, man bekommt viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen vorgesetzt, man konzentriert sich auf das Essen. Selbst wenn man eine Bentobox oder ein Mittagsmenue zu sich nimmt kann man die Vielfalt der Küche erkennen. Leider kann Koko Sushi auch in dieser Hinsicht nicht mithalten: Die Portionen sind so groß, dass ein normaler Esser bereits nach einer schon satt ist, und dann werden Zutaten verwendet, die nicht zueinander passen: In vielen Rollen ist Mayonaisse zu finden, die klassischen Nigiri sind nur auf Sonderbestellung zu erhalten, zu vielen der präsentierten Nigiri wird eine nicht passende Sauce gereicht, und der Nachschub mit Gari und Wasabi ist auch nicht immer gewährleistet (ich musste für beides zweimal nachfragen).

Das schlimmste aber wurde meiner Nachspeise zugefügt: Über die zwei Inari (süße Tofutaschen, gefüllt mit Sushi-Reis) wurde die Sauce gegeben, die normalerweise auf Unagi (dem gegrillten All) zu finden ist.

Eines muss ganz deutlich gesagt werden: Die Qualität der eingesetzten Waren und der daraus produzierten Speisen war bei jedem meiner Besuche erstklassig und außerhalb jeder Diskussion, auch der dafür aufgerufene Preis ist vollkommen gerechtfertigt. Daran kritisiere ich nichts. Für mich passen nur Ambiente, Einrichtung und die oben beschriebenen Unzulänglichkeiten nicht zu dem Bild, das man sich normalerweise von einer Sushibar und dem dort gereichten Essen macht.

Mein Fazit: Das Koko Sushi ist eine schön eingerichtete Lounge, in der man sich mit Freunden treffen kann, um einen netten Abend zu verbringen,  es ist aber nicht geeignet, klassisches Sushi zu genießen.

Heut’ geht’s mir gut! 😎

Print Friendly, PDF & Email