Ab und zu frage ich Kollegen oder Kunden, ob sie nicht einen Tip für mich haben, anstatt selbst auf die Suche zu gehen. Einem solchen Tip bin ich letzte Woche gefolgt, und ich muss sagen: Alles in allem hat es sich gelohnt.

Nach einem gemütlichen Spaziergang vom Hotel durch ein Viertel, in das ich mich normalerweise nicht verirren würde, um nach einem Platz zum Essen zu suchen, traf ich schließlich am Ziel meiner Suche ein: Dem Restaurant Bénoa.

Stilisch kommt es daher, von außen fast kühl wirkend durch die in Reih’ und Glied aufgestellten Tische. Sehr sauber ist es eingedeckt, wobei die beiden Tischreihen fast an die Situation in einem französischen Restaurant erinnern, in dem man seinen “plat du jour” einnehmen kann (ich sage nur Jacques Tati). Im Hintergrund läuft eine angenehme Interpretation von bekannten Titeln aus der Zeit der “Neuen Deutschen Welle” (besonders ist mir “Eisbär” von Grauzone aufgefallen), das Licht ist trotz Halogen-Punktstrahlern augenschonend mild, es reicht aber doch aus, um auch ein klein gedrucktes Buch zu lesen.

Gegen 21:00 Uhr kam ich im Bénoa an, und obwohl die Küche bereits dabei war, klar Schiff zu machen und die Bedienung im Restaurant mangels Gästen die meisten Kerzen schon gelöscht hatte, wurde ich doch freundlich aufgenommen.

Aus der nett gestalteten Karte, die erfreulicher Weise auch eine gute Weinauswahl umfasst, wählte ich mir die Empfehlungen des Tages als Dreigangmenue aus. Als Getränk fiel die Entscheidung auf einen Sauvignon Blanc von der Domaine Octavie an der Loire. Begonnen wurde mit einer Orangen-Kürbiscremesuppe mit Garnelenpraline, dazu wurde Baguette gereicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Garnelenpraline das war, was ich zum Bestreichen des Baguettes verwendet habe, die Suppe aber war wunderbar rund abgestimmt, keines der Bestandteile überwiegte oder erdrückte gar den anderen Teil.

Als Zwischengericht gab es Gegrillte Jakobsmuscheln mit Lotuswurzeln und Koriander-Vinaigrette. Dieser Gang war ohne jede Anmerkung einfach nur klasse. Da meine persönliche Präferenz nicht so sehr in Richtung Koriander geht, hatte ich mir die vereinzelten Blätter aus den Lotuswurzeln herausgesucht. Was dann an Koriandergeschmack übrig blieb unterstrich ideal den Charakter von Muscheln und Gemüse. Leider hatte ich keinen Photoapparat dabei, um die liebevolle Gestaltung des Gerichts auf dem Telleraufnehmen zu können. Mehr davon!

Das hier dargestellte Gericht war nicht Bestandteil meines Essens, es zeigt nur die Kunst der Darbietung:

Die Hauptspeise war dann ein Gegrilltes Pangasiusfilet mit Flusskrebssauce, sautiertem Sommergemüse und Basmatireis. Der Reis war leicht klebrig (wie es sich für ein asiatisches Restaurant gehört), der Fisch leider nichtssagend (was bei dem fast geschmacklosen Pangasius passieren kann)  und leicht gläsern, das Gemüse ein klein wenig zu ölig, die Flusskrebssauce etwas zu reduziert. Kurz: Damit war ich nicht zufrieden. Ob das an dem Abend lag oder einen generellen Kritikpunkt darstellt wird mein nächster Besuch zeigen.

Empfohlen worden war mir das Restaurant als asiatisch, vietnamesisch. Für mich aber stellt es einen der wenigen Vertreter von “Pacific Rim” oder “Fusion” in Deutschland dar.

Fazit: Bis auf Ausrutscher war ich mit dem Essen so zufrieden, dass ich auf alle Fälle ein weiteres Mal herkommen werde. Dann allerdings zu zivileren Zeiten, zu denen die Küche auch noch auf Gäste eingestellt ist und nicht Schulungsmaßnahmen durchführt oder an den Feierabend denkt ;-))

Heut’ geht’s mir gut! 😎

Print Friendly, PDF & Email