Manche Badener glauben, auf der anderen Seite des Rheins beginne die “terra incognita”, in der noch die Drachen spielen. Diesen Ungläubigen muss man manchmal Fallen stellen, damit sie sich in das Abenteuer eines Abendessens in der Pfalz begeben.
Ein solches Paar haben wir gestern unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in Philips Brasserie nach Bad Dürkheim gelockt.
Nach einigen Problemen mit dem Mercedes-Navigationssystem 😉 fanden sie dann endlich den Weg an den Römerplatz in Bad Dürkheim, an dem sich seit einigen Jahren Bogdan Filipek mit seiner Frau niedergelassen hat, um die Dürkheimer mit gehobener Küche zu versorgen. Wobei das Ehepaar Filipek für den Service und die Weine verantwortlich zeichnet, die Versorgung der Gäste mit Essen wird schon seit Jahren durch Herrn Brehmer, seit einiger Zeit zusammen mit Frau Deigentasch bravourös erledigt.
Unsere Freunde jedenfalls wussten das alles nicht, als Sie die übersichtliche, handgeschriebene Speisekarte überreicht bekamen. Um die Auswahl etwas zu vereinfachen wählten wir einen Rose- und einen Riesling-Sekt als Aperitiv. So etwas löst die Zunge doch etwas, was aber bei uns normalerweise nicht notwendig ist. 😉
Neben der Karte gibt es regelmäßig wechselnde Menüs, was die Entscheidung im Allgemeinen sehr einfach macht, vor Allem, weil man aus Menü und Karte gleichermaßen auswählen kann. Gestern wählten wir zweimal das Menü, zweimal wurde aus der Karte ausgesucht.
Da die Weinkarte derzeit im Umbau begriffen ist – der 2007er steht schließlich vor der Tür – wählte ich zuerst einen 2006er Chardonnay und Weißburgunder von Knipser (frisch, jung, schöne Säure, passt gut zum Essen) aus, zur Hauptspeise kam dann ein 2003er Pi No vom Weingut Ökonomierat Rebholz auf den Tisch. Der war leider inzwischen schon etwas zu holzdominiert, das Barrique trat viel zu deutlich in den Vordergrund. Solche Weine bezeichne ich das als Biberwein, weil man wie die Biber in ein Stück Holz beissen kann…
Als Amuse Bouche wurde uns eine leicht geschärfte Paprikaschaumsuppe mit einer Schinkendattel gereicht. Eine ungewohnte Kombination, trotzdem anregend und gut auf den Abend einstimmend.
Die Vorspeise kam in Form eines lauwarmen Pulposalats mit grünen Bohnen. Normalerweise bekommt ja diesen ja nur kalt, sodass diese Variation zuerst etwas ungewohnt war, nichtsdestotrotz schmeckte sie uns hervorragend.
Als Zwischengericht wurde dann ein Doradenfilet auf Salat von Süßkartoffeln und Shi Take Pilzen serviert. Das war genau das Richtige, um den Gaumen auf die Hauptspeise vorzubereiten. Diese entpuppte sich als Unsere Frühlingsrolle mit Kaninchenrücken, dazu ein Fenchel-Graupenrisotto.
Abgeschlossen wurde der kulinarische Teil des Abend mit einem Gebackenen Vanillepudding mit Orangensorbet. Herz, was willst du mehr?
Dieser Abend war wieder genau so, wie wir uns das vorgestellt haben: Unterhaltsam, sehr gut schmeckend, und vor Allem: Wir mussten keine Rücksicht auf andere Gäste nehmen, weil die entweder genauso laut waren wie wir oder aber – wie das Paar am Nebentisch – einfach nichts untereinander zu bereden hatten: Die Beiden haben sich einfach nur unsere Konversation angehört und ihre Kommentare dazu abgegeben. Am Liebsten hätten die sich wohl zu uns gesetzt. Aber dazu fehlte wohl die Traute… sie haben auf alle Fälle nichts in die Richtung verlauern lassen. Selbst schuld! 😉
Heut’ gehts mir gut! 😎