Was macht man an einem Freitag Abend, wenn man nach einer anstrengenden Woche nach Hause kommt? Stimmt: Man trifft sich mit Freunden oder geht essen. Oder man verbindet beides und geht mit Freunden essen. So war es gestern bei uns. Wahrscheinlich bedingt durch die Faschingszeit hatten wir aber in den “normalen” Kneipen und Restaurants kein Glück und mussten statt dessen auf ein gehobenes Lokal ausweichen. Unsere Wahl fiel auf die “Kanne” in Deidesheim, früher einmal unter der Ägide der Familie Ueberschaer auf sehr hohem Niveau, inzwischen nach verschiedenen Betreiberwechseln und gleichlaufendem Abstieg unter Leitung des Ehepaars Winter wieder auf einem aufsteigendem Ast.

Eigentlich sollte es ja nur eine Kleinigkeit sein – schließlich leiden unsere Waagen noch unter den vergangenen Festtagen mit dem reichhaltigen Essen – aber dazu gab uns die Karte keine Gelegenheit.

Wir begannen mit einem Rosesekt vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf (zu dem auch die Kanne gehört). Wunderbar geeignet, die Woche abzuschließen und den Gaumen auf die kommenden Genüsse vorzubereiten. Die dann in Form eines Amuse Bouche kamen: Gänserillettepraline auf Apfel-Sellerie-Salat. Einfach köstlich.

Angeblich politisch unkorrekt ging es weiter mit einer Terrine von der Elsässer Gänsestopfleber im Gänsekonfit-Mantel, begleitet von Quittenmark, Champagnergelee und Brioche. Dazu lies ich mir einen 2004er Übermut des Duos Schneider/Hensel aus Ellerstadt und Dürkheim bringen.

Diesem Süßwein hänge ich ja schon länger an, inzwischen aber ist er ausgereift und überzeugt mich von Mal zu Mal mehr. Die Gänseleber habe ich leider nicht ganz essen können, da meine Begleiter alle ihren Anteil haben wollten. 🙁 Dabei hatten sie selbst auch gute Dinge auf dem Teller: Eine Essenz von der Gans mit Gänseklein und Orangen-Grießnocke sowie einen Blatt- und Feldsalat in „Vier Räuber“–Balsamico mit Knusperspeck und Schwarzbrotcroutons.

Nach der Vorspeise begannen wir mit dem Weißwein (für das Studium der Weinkarte hatte wir einfach keine Lust). Uns war von Till, unserer immer präsenten Bedienung ein 2007er Weißburgunder vom Lucashof empfohlen worden: Ganz jung, frisch, fast grün, knackig, genau das Richtige zu unserem Essen. Hier hatten wir uns alle vier ausnahmslos für dasselbe entschieden: Entrecôte vom Pfälzer Rind nach Opa Winter Art eingelegt, Kartoffelgratin und Bohnencassoulet. Das durchwachsene Stück des Rinderrückens mit dem Fettauge. Das Fleisch wird 3 Wochen am Knochen abgehangen, danach nochmals in Zwiebeln, Weißwein, Lorbeer und Traubenkernöl mariniert. Wie kann man einer solchen Beschreibung widerstehen? Und unsere Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt: Das Fleisch war wunderbar zart (und für mich sogar richtig gebraten: Nur kurz der Pfanne gezeigt, anschließend ganz lang ruhen lassen), das Gratin (für jeden eine eigene appetitliche kleine Schüssel) war genau richtig, die Bohnen unterstützten das Ganze sehr schön. Große Klasse, und vielen Dank an Opa Winter, dass er das Rezept an seinen Enkel weitergegeben hat. Ob ich es auch irgendwann bekommen werde?

Als Nachspeise habe ich mir dann noch einen Übermut gegönnt, während die anderen ein Beschwipstes Rotweinsorbet mit Kirschwasser sowie eine Pochierte Williamsbirne mit Zartbitter-Schokoladentörtchen und Erdbeerschmand genossen.

Der Espresso zum Abschluss rundete den Abend dann ab.

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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