Wie gut, dass ich weder Journalist noch Winzer bin, denn sonst wäre ich bei der Lektüre dieses Artikels in der WELT durch die Decke gegangen: “Bordeaux-Winzer kämpfen ums Überleben”. Selten habe ich so viel gesammelte Grütze gelesen wie in diesen Zeilen. Bis auf die Rechtschreibung ist fast alles falsch.

Ich habe jetzt nicht vor, den Artikel Fehler für Fehler durchzugehen, aber die WELT sollte sich doch einmal überlegen, ob nur bei WELT Online oder auch in der gedruckten Version der faktenlose, aber reißerische Tabloid-Stil gepflegt werden soll (siehe das danebenstehende Video von Paris Hilton).

Um nur einige Punkte aufzugreifen:

  • Für die Masse der Winzer waren die vergangenen Jahre nicht lukrativ, sie mussten immer genau kalkulieren.
  • Ich kenne keinen Supermarkt, in dem Bordeaux-Weine für einen Euro pro Flasche verramscht werden.
  • In der lokalen Presse ist zwar von Selbstmorden die Rede, dies aber nur in Zusammenhang mit südfranzöschen Winzern, nicht mit solchen aus Bordeaux.
  • Nicht 20.000 Hektar wurden neu bepflanzt, sondern über 40.000 Hektar.
  • Die Exporte nach Deutschland gingen nicht um ein Drittel, sondern um etwas mehr als 20% zurück. Hat sich etwas in der Mathematik geändert, dass man 20% als ein Drittel bezeichnen könnte?

Vergessen wir das einfach. Nicht nur, um die armen geschundenen und verhungernden Winzer im Bordeaux zu unterstützen, sondern auch, weil ich Lust dazu habe, werde ich mir jetzt eine Flasche Bordeaux aufmachen, um sie heute Abend genüsslich zu trinken: Einen 2006er Château le Fregne, ein reiner Sauvignon blanc aus einem kleinen Weingut mit 5 ha Anbaufläche. Nichts großes, genau richtig für einen Dienstag Abend.

Hubs

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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