Manche treffen sich in den letzten Wochen des Jahres, um dasselbe ausklingen zu lassen, wir treffen uns regelmäßig zu Beginn des neuen Jahres, um es einzuläuten. Dieses Jahr haben wir uns kurz entschlossen für die Villa Hammerschmiede in Pfinztal-Söllingen als Treffpunkt entschieden.
Zum Glück hat sich bis heute nichts an dem Zugang zur Villa geändert: Der kleine Spaziergang vom Parkplatz zum Eingang stimmt einen schon richtig auf die kommenden Genüsse ein; beleuchtet von klug platzierten Lampen und leicht wabernden Fackeln zieht sich der Weg den Hang hinauf zu der voll angestrahlten Villa.
In diesem Jahr wurden wir mit dem schönen Raum gleich rechts vom Eingang beglückt. Hier kann man zu acht wunderbar an einem runden Tisch sitzen, man kann sich unterhalten und lachen, ohne andere Gäste allzu sehr beim Essen zu stören.
Als Aperitif gab es einen Hauscocktail von der Quittenessenz mit Ingwer in Rieslingsekt. Sehr angenehm, nicht zu süß, gut geeignet, den Gaumen auf die kommenden Genüsse einzustimmen. Die auch gleich mit dem ersten Amuse Bouche kamen: Marinierte Sardellen mit Cassis-Gelee, Trüffel vom Trüffel und Geflügelleber-Lollypops (das Wort muss man mal nach dem Essen aussprechen…).
Bei der Größe unserer Gruppe war es klar, dass wir wieder die gesamte Speisekarte durchprobieren werden. Nur bei den Vorspeisen hielten wir uns an das gewohnte und beliebte: Auf der einen Seite die gebratene Gänsestopfleber auf Selleriepüree mit Moccajus und Maronen, begleitet vom Berberitzen-Brioche, zum Anderen die Variation von der Gänseleber (gebraten mit süßem Kompott, Terrine, ein Gelee-Törtchen, eine wunderbar schmelzige Praline, die Essenz von der Gans und eine Creme brûlée). Ebenfalls nicht zu verachten war der gebeizte Stör.
Begleitet wurde das durch den 2006er Weißburgunder und Chardonnay vom Weingut Karl Johner in Vogtsburg. Auch wenn Patrick Johner selbst als Trinkreife 2008 bis 2011 angibt: Dieser Wein ist eindeutig jetzt schon ein Genuss!
Im Hausmenü verbarg sich als Zwischengericht ein Pot au Feu vom Hummer mit dicken Bohnen. Zum Glück kann man hier auch Teile herausschneiden und in die eigene Speisenfolge einpassen. Dieser Hummer war so, wie er sein soll: Reduziert auf das Wesentliche, von der Suppe und den Bohnen geschmacklich fein unterstützt.
Man merkt genau, dass Thomas Balensiefer, der Herr über die Küche, seine letzte Station am Meer gehabt hat: So viel Fisch wie jetzt gab es früher nicht. Wir entschieden uns für Seeteufel, St. Pierre und Rheinzander. Alle Gerichte waren wunderbar komponiert, sie waren “rund”. Die Fleischgerichte – Karree und Filet vom irischen Lamm auf rahmiger Polenta mit Soissons-Bohnen sowie Soufflierter Hirschkalbsrücken mit Maronenkruste – waren auf den Punkt gekocht, die Beilagen harmonierten wunderbar, kurz: es war ein Gedicht.
Hierzu hatten wir uns einen 2004er Spätburgunder Selection vom Weingut Franz Keller, ebenfalls aus Vogtsburg.
Als Nachspeise wählten wir neben diversen Parfaits und Sorbets ein “Pralinenparfait auf Ananascapaccio und Blutorangenfilets”. Hier passte alles: Das feine Spiel von Süße und Säure, die farbliche Komposition auf dem Teller und natürlich auch die Temperatur.
Nach dem Kaffee beendeten wir den Abend, der uns allen rundherum gefallen hat.
Unser Tisch wurde gestern durch den Sommelier, Herrn Dominick Trick betreut. Er und die gesamte Mannschaft haben uns unauffällig, aber immer präsent alle ausgesprochenen und nicht ausgesprochenen Wünsche prompt erfüllt. Hier muss ein extra Lob ausgesprochen werden.
Noch eine Anmerkung am Rande: Baden-Württemberg ist ja Vorreiter des Nichtraucher-Schutzes, was mich als ehemaligen Raucher wirklich freut. Viele Restaurants sind inzwischen dazu übergegangen, vor oder neben dem Gebäude ein “Raucherzelt” aufzustellen, in dem entsprechend geraucht werden kann. Zum Glück geht die Villa Hammerschmiede diesen Weg nicht mit. Hier ist die Bar als Rückzugsgefilde für die leidenden Raucher deklariert worden, und zur Störung durch das Verlassen des Raums kommt nicht auch noch die Prozedur des An- und wieder Ausziehens dazu. Mir gefällt diese Regelung.
Heut’ geht’s mir gut! 😎