Der Mensch lebt nicht von der Gänseleber allein, manchmal muss es bodenständig sein. Dies gilt gerade für den Winter, und dies gilt speziell für Leute, die sonst anderen mit ihrem hochwertigen Essen viel Freude bereiten. Gestern nun hatte ich Besuch von Freunden, in deren Restaurant man sehr gutes Essen genießen kann. Und für deren gutes Essen habe ich mich mit einem “Magenfüller” revanchiert, der immer wieder gerne genommen wird: Linsen mit Saite (also Wienerle) und Spätzle. Die Spätzle werden uns die nächsten Tage und Wochen begleiten, dies liegt daran, dass meine Version SEHR beliebt ist. Sicher wegen des Geschmacks, und der basiert darauf, dass meine Spätzle diätpolitisch unkorrekt sind. Bitte alle Internisten bei dem nun folgenden Rezept (für vier Personen) wegschauen!

400 g doppelgriffiges Mehl (auch als Spätzlemehl im Handel, aber ganz normales Weizenmehl tuts auch)
6 Eier (oder mehr, falls man nur kleine bekommt)
100 g Butter
1 TL Salz

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Mehl, Salz und Eier werden in einer Küchenmaschine zu einem glatten Teig verarbeitet, der noch leicht “fließt”. Sollte er mit den sechs Eiern zu fest sein, werden entsprechend mehr zugegeben, bis die Konsistenz stimmt. Der Teig ist fertig, wenn er Blasen schlägt. Jetzt werden 20 g geschmolzene Butter untergerührt. Den Teig ca. 10 Minuten ruhen lassen.

In zwei großen Töpfen gut gesalzenes Wasser zum Kochen bringen. Jetzt kommt es darauf an, wieviele Spätzle oder Spatzen produziert werden sollen: Für zwei Personen kann man sie hervorragend vom Brett schaben (wenn man ein passendes Brett besitzt), für mehr Genießer verwende ich den Spätzleschwob, eine Spätzlepresse. Noch einen Tip zur Presse: Nicht von Anfang an mit derselben Kraft pressen, sondern immer wieder kurz absetzen und/oder die Presse nach oben ziehen, dadurch gibt es mal etwas dünnere, mal etwas dickere Spätzle, und manche reissen auch ganz ab. Sie sehen dann fast aus wie handgeschabt. Wenn sie im ersten Topf oben schwimmen werden sie mit einem Schaumlöffel herausgehoben und nach kurzem Abtropfen in den zweiten Topf gegeben. Wenn sie auch dort wieder oben schwimmen (was ganz schnell geht), werden sie mit dem Schaumlöffel in ein Sieb zum Abtropfen gegeben. Von dort landen sie dann entweder auf einem größeren Blech (wenn sie später weiterverarbeitet werden sollen, bei großen Mengen erhält man sonst nur einen großen Spätzlekloß) oder direkt in einer Schüssel. Und jetzt kommt das für den Geschmack wichtigste: Sie werden mit der restlichen, geschmolzenen Butter geschmälzt. Wichtig ist, dass man von Anfang an immer wieder probiert, ob der Geschmack der Spätzle stimmt. Es gibt nichts schlimmeres als ungesalzene Spätzle. 😉

Parallel dazu werden die Linsen zubereitet. Es ist nicht notwendig, Linsen zu wässern. Irgendwo stand das einmal, und dieses Denken hat sich verfestigt, obwohl es eigentlich noch nie gegolten hat. Noch etwas ist wichtig: Auf “modernen” Linsen steht eine Zubereitungszeit von 35 bis 45 Minuten. Hier muss man sehr vorsichtig sein und die genaue Dauer im Vorfeld schon das eine oder andere Mal ausprobiert haben, denn es kann auch sein, dass die Linsen nach 20 Minuten weich sind. Und wenn man dann erst nach 30 Minuten nachsieht, hat man Linsenbrei… 🙁

250 g Linsen
1 Zwiebel
2-3 Knoblauchzehen
1 Lorbeerblatt
4 Wacholderbeeren
20 g Butter
2 EL Mehl
125 ml Rotwein
2-3 EL Rotweinessig
Salz
Pfeffer
100 g Dörrfleisch

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Zwiebel und Knoblauchzehen werden geschält und mit dem Lorbeerblatt, den Wacholderbeeren und den Zwiebeln in 1 Liter kaltes Wasser gegeben und langsam erhitzt. In der auf der Packung angegebenen (und überprüften) Zeit knapp weichkochen. In einem zweiten Topf wird mit der Butter und dem Mehl eine dunkle Mehlschwitze zubereitet, die mit dem Rotwein und der Linsen-Kochflüssigkeit abgelöscht wird. Die Zwiebel, das Lobeerblatt sowie ALLE Wacholderbeeren entfernen und die Linsen zu der Mehlschwitze geben. Mit Essig, Salz, Pfeffer und Rotwein pikant sauer abschmecken. Das klein geschnittene Dörrfleisch sowie die Saitenwürstchen zu den Linsen geben und kurz mitziehen lassen.

Der Wein, den ich zum Kochen verwende, wird normalerweise anschließend auch auf den Tisch gestellt. Ein “Kochwein” ist also in erster Linie ein Wein für den Koch 😉 Ganz nach dem Motto: Man nehme ein Glas Kochwein, und gieß’ es in den Koch rein… An diesem Abend gab es den “Aufwind” vom Weingut Walter Hensel in Bad Dürkheim, eine Cuvée von Cabernet Sauvignon und Sankt Laurent.

Als Vorspeise gab es übrigens eine Flädlesuppe.

Guten Appetit!

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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