Gestern war Valentinstag (ja, diese Einträge sind NICHT chronologisch angeordnet!). Dieser Termin tangiert mich nur peripher, gestern allerdings habe ich darunter zu leiden gehabt. Ich hatte in einem Restaurant um eine Reservierung für einen Tisch angefragt, diese wurde mir auch zugesagt, allerdings mit der Maßgabe, dass ich an diesem Tag als Einzelessender auf die Warteliste käme – wenn mein Tisch nicht für ein Paar benötigt werde, könnte ich ihn haben. Na toll, genau das, was ich brauche. Ich habe diese Reservierung natürlich sausen lassen und bin einfach so los gezogen. Was sich als sinnlos erwiesen hat. Alle Restaurants in der Holtenauer Straße, die ich in Betracht gezogen habe, waren komplett ausgebucht. Also bin ich etwas angesäuert zurück in mein Hotel gegangen, um mir dort per Zimmerservice ein Clubsandwich zu bestellen.

Dummerweise gibt es im Maritim keinen Zimmerservice (dazu kommt ein anderes Quickie!). Da ich jedoch an diesem Tag noch nichts gegessen hatte, musste ich etwas zu mir nehmen. Ich suchte also das Hotelrestaurant “Bellevue” im Keller auf und setzte mich dort an einen freien Tisch. Neben der Standardkarte gibt es dort immer auch Empfehlungen des Küchenchefs, und aus diesen wählte ich mir eine Vor- und eine Nachspeise aus.

Nach der Bestellung wurde ich mit frisch aufgebackenen unterschiedlichen Mini-Brötchen, einer Butterterrinne sowie etwas Schweineschmalz beglückt. Die nicht lang überlebten. 😉

Woraufhin ich meine erste Überraschung erlebte: Ich bekam ein amuse gueule vorgesetzt, einen Salat von Flusskrebsen mit Sellerie- und Karottenjulienne. Nicht nur, dass ich das in keiner Weise erwartet hatte, es schmeckte auch wirklich gut.

Dann kam die Suppe vom hiesigen Kürbis mit Ingwer, Kokosmilch und Kieler Garnelen. In dem Teller, der dazu vor mir platziert wurde, befanden sich die ansehnlich klein geschnittenen Garnelen, auf die dann aus einer kleinen Terrine die Suppe geschöpft wurde. Diese Art der Präsentation in der Maniriertheit der 70er Jahre passt genau zu dem Hotel, auch es ist auf dem Stand dieser Jahre stehen geblieben. Immerhin war die Suppe sehr gut abgeschmeckt, der Ingwer war wunderbar eingebunden und stach nicht heraus, und er eigengeschmack der Kieler Garnelen wurde insgesamt gut unterstützt. sehr gut gelungen.

Als Nachspeise hatte ich mir Dannauer Frohsinn, einen kräftigen Weichkäse mit Feigensenf und Walnussbrot bestellt. Der Dannauer war leider nicht mehr da, es wurde mir jedoch ein vergleichbarer französischer Weichkäse angeboten, den ich gerne annahm. Jetzt erwies es sich als vorteilhaft, dass ich keine Hauptspeise genommen hatte: Ich bekam einen halben Käse von rund 10cm Durchmesser vorgesetzt, schön garniert mit Apfel- und Birnenschnitzen, begleitet von ein paar roten Trauben sowie drei Scheiben des etwas zu rösch gebackenen Walnussbrots. Gleichzeitig wurde auch der Brotkorb frisch gefüllt, Brot hatte ich also genug.

Mein Fazit? Das Essen war überraschend gut, diese Qualität hatte ich in diesem in den 70er Jahren stehengebliebenen Hotel nicht erwartet. Allerdings gab es auch sehr negative Punkte, die einfach nicht zu dem eigenen Anspruch passen. So wurden zum Beispiel in dem Restaurant die benutzten Teller und Bestecke aus dem Nebenzimmer, in dem eine größere Gruppe dinierte, sortiert und gestapelt, was mit entsprechenden Geräuschen und vor allem Gesprächen der Servicekräfte einher ging. Die Tischdecke am Nebentisch hatte Flecken, und die Flasche des offenen Weins, den ich mir zu meinem Essen bestellt hatte, war nicht erst an diesem Abend geöffnet worden. Er war abgestanden, was einer Oberbergener Bassgeige nicht gut steht.

Dummerweise hat sich der Eindruck des Restaurants bei einem zweiten Besuch bestätigt: Die Küche ist gut, alles andere bedarf dringend der Renovierung.

Heut’ geht’s mir gut! 😎

 

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