Irgendwie scheint es gestern doch richtig anstrengend gewesen zu sein, jedenfalls verabschiedeten sich die Mitfahrer nach dem Abendessen in kürzester Zeit, so dass auch ich mich um 9:00 Uhr ins Zimmer aufmachte. Es regnete zwar die Nacht über nicht, die Luft war aber noch so feucht, dass die Straßen nicht abtrocknen konnten. Die Wolken hängen extrem niedrig über dem Tal Richtung Fernpass, und so fahren wir – leider ohne Blick auf die Zugspitze – in Berwang Richtung Westen ab.

Go West!

Aber nicht, weil wir über den Teich wollen, nein, das Namlostal ist unser erstes Ziel. Wir wollen es ja langsam angehen lassen, 😉 und dieses Tal gibt einen schönen ersten Eindruck für das, was die nächsten Tage über vor uns liegt. Die Kurven sind flüssig, es herrscht kaum Verkehr, allerdings ist wegen der nassen Straßen Vorsicht geboten. Mit den zwei Dickschiffen kann es unser Tross aber sowieso nicht laufen lassen.

Und so sieht unser Pensum heute aus:

Hinter dem Namlostal heißt es erst einmal wieder ausruhen, Kräfte sammeln, denn kurz nach Elmen beginnt der erste “richtige” Pass des Tages: Das Hahntennjoch.

Das hier gezeigte Bild ((c) www.alpentourer.de) stellt so ziemlich die interessanteste landschaftliche Formation des Hahntennjochs dar, ansonsten handelt es sich um eine schmale, nur im unteren Teil gut ausgebaute Passstraße. Insgesamt vier Kehren, diverse kleinere Tunnel und einige richtig steile Anstiege muss man bezwingen bis man ganz oben ist. Dann aber beginnt eine Abfahrt durch eine Vielzahl von Geröllhalden.

Von links und rechts reichen sie bis an die Straße heran, offensichtlich muss hier jedes Frühjahr und nach jedem stärkeren Regen die Straße wieder von Steinen befreit werden. Trotz der Unwetter in den letzten Tagen ist für uns aber die Strecke frei und wir können unbehelligt durch fahren. Im unteren Teil der Süd-Rampe kann man es wieder laufen lassen, die Talsohle ist weitläufig bewaldet, hin und wieder hat man einen Blick auf imposante Hotelanlagen.

Schließlich erreichen wir Imst, den Ort, an dem das Pitz-, Ötz- und Inntal zusammenstoßen. Hier habe ich mir bei der Planung einen Spaß erlaubt: Wir fahren zuerst in Richtung Pitztal, um hinter Pitzenebene nach links abzubiegen. Von dort aus geht es auf Wirtschaftswegen über Wald, Waldele, Obbruck und Roppen (lauter Bauernhöfe, die eigene Ortschaften darstellen) bis nach Sautens, wo wir die offizielle Ötztalstraße erreichen. Dieser folgen wir bis nach Sölden, wo wir tanken und eine erste Rast einlegen.

Wie man sieht, ist das Wetter immer noch nicht so ganz motorradtauglich, allerdings hat das zur Folge, dass trotz des Brückentags nicht so viele Biker unterwegs sind.

Der Eindruck der geringen Anzahl an Bikern legt sich, sobald man bei Hochgurgl den Eingang zur Timmelsjochstraße erreicht.Von nun an sind wir umgeben von Motorradfahrern, die zum größten Teil ganz zivilisiert wie wir unterwegs sind, die teilweise aber auch grenzwertig heizen. Auf Teilen der Strecke habe ich selbst “das Gas stehen lassen”, was diese Gruppen aber geliefert haben macht klar, weshalb Motorradfahrer nicht überall den besten Ruf haben.

In Sankt Leonhard in Passeier machen wir schließlich Mittagspause. Reichhaltig, schmackhaft, einfach gut. Eigentlich viel zu gut, denn jetzt fehlt die Lust am weiterfahren.

Just kidding! Wir wissen ja, was jetzt kommt: Der Jaufenpass mit seinen Serpentinen! Erst der steile Anstieg von Sankt Leonhard, dann die Strecke oberhalb von Walten zur Passhöhe, und dann natürlich die östliche Rampe hinunter nach Racines. Einfach köstlich, mehr als einmal habe ich meiner Freude durch lautes Jauchzen Luft machen müssen.

(c) www.jaufenpass.euVor Vipiteno biegen wir nach Süden ab, wir wollen uns die Fahrt durch Sterzing sparen. Das hat allerdings zur Folge, dass die folgenden 30 Kilometer über das Penserjoch etwas spannend werden: Werner muss dringend tanken, und alleine die Vorstellung, die Trude schieben zu müssen führt dazu, dass wir etwas verhaltener fahren.

In Bozen angekommen entschließen wir uns, bis ins Tagesziel durchzufahren, da die Zeit doch schneller vergangen ist als geplant. Also geht es auf die Autobahn bis nach Meran, wo mir bei der Planung ein Fehler unterlaufen ist: Ich habe eine Strecke gewählt, die genau durch die Mitte von Meran führt. An einem Freitag Nachmittag. An einem Brückentag. Wir brauchen über zwei Stunden, um Meran hinter uns zu lassen und endlich wieder rollen zu können. Allerdings rollen wir nur, denn von Meran bis nach Schlanders, unserem Etappenziel, gibt es nur eine normale Bundesstraße, die aber jetzt durch Caravans, Motorräder und LKW belegt ist.

Eine letzte Hürde gibt es auf unserem Weg zum Hotel zu überwinden: Der Empfang des Hotels liegt in einer Fußgängerzone. Das hindert mich aber nicht, mit meiner grenzlegalen Monster und fünf weiteren Motorrädern direkt dorthin zu fahren. Offensichtlich sind das aber die Einwohner gewohnt: Nicht ein einziger böser Blick wird uns zugeworfen.

Der Inhaber kommt uns schon entgegen gerannt, um uns in Empfang zu nehmen und die Zimmer zuzuweisen. Anschließend zeigt er uns noch den Weg zum Parkplatz, der natürlich am anderen Ende der Fußgängerzone liegt. Wir nutzen den angebrochenen Nachmittag, um etwas auszuruhen. Abends suchen wir uns dann ein nettes Restaurant für das Abendessen, Schlanders ist allerdings mit Lokalen so schlecht ausgestattet, dass wir am Schluss wieder in unserem Hotel landen. Wo wir dann gar nicht so schlecht essen. Wir gehen heute früh ins Bett, denn ich habe eine für einen Urlaub untypische Devise herausgegeben: Ich will um 8:00 Uhr abfahren. Also Frühstück um 7:00 Uhr, was das Hotel vor kleine Probleme stellt, was aber am Ende doch funktioniert.  Im nächsten Beitrag wird klar, warum ich so wild darauf bin, so früh wie möglich loszufahren.

Und auch für diese Etappe gibt es ein Höhenprofil:

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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