Das Trader Vic’s in Berlin ist leider geschlossen worden, hier befindet sich inzwischen eine andere Lounge. 🙁 Weitere Trader Vic’s gibt es in Deutschland nach meinem Wissen derzeit nur in München im Bayerischen Hof sowie in Hamburg im Radisson BLU!

 

So langsam wird’s kalt in Deutschland. Ich meine jetzt nicht die soziale Kälte, die ist sowieso nur eine Mär. Nein, ich meine die gefühlte Kälte, die einem bei einem Spaziergang so richtig durch Mark und Bein gehen kann. Letzte Woche hat mich mein Job endlich mal wieder nach Berlin verschlagen, und einen Abend hatte ich tatsächlich einmal für mich selbst. Also bin ich losmarschiert und habe Berlin Mitte unsicher gemacht – natürlich mit der U-Bahn, ich weiß ja, dass es viele Restaurants gibt, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, und ich habe keine Lust, meinen Führerschein wegen einer Bequemlichkeit zu verlieren. Aber es war halt doch reichlich kalt und unangenehm.

Es gibt viele neue Restaurants, die darauf warten, dass ich sie einmal besuche, aber an diesem Abend waren irgendwie alle so stark besucht, dass es mich nicht hineingezogen hat. Es wurde immer kälter, als ich schließlich am Gendarmenmarkt ankam. Und da kam mir die rettende Idee: Was hilft gegen Frieren? Stimmt! Wärme! Und im Hilton am Gendarmenmarkt gibt es schließlich ein Restaurant, das die Wärme der Südsee heraufbeschwört: Das Trader Vic’s.

 

Trader Vic’s Restaurants gibt es rund ein Dutzend mal rund um den Globus, und selbst wenn es sich um ein Franchise-Unternehmen handelt, sind doch die einzelnen Restaurants relativ frei in der Gestaltung ihrer Räumlichkeiten. So ist die Münchner Dependence im Bayerischen Hof eher kleinräumig eingerichtet wie ein Polynesisches Dorf, während die Berliner Niederlassung im vorderen Bereich, der Mai Tai Bar, an eine klassische Lounge und weiter hinten, im Restaurant, eher an ein klassisches amerikanisches Hotel-Restaurant erinnert. Was mir dabei besonders gefällt ist die Weiträumigkeit der Einrichtung, weder in der Bar noch im Restaurant fühlt man sich bedrängt. Es sei denn, man sitzt direkt neben der Kasse. 😉

Prinzipiell sollte man man ja zuerst etwas essen, um anschließend in der Bar den Abend ausklingen zu lassen, ich hatte jedoch Lust auf einen richtig gut gemixten exotischen Drink. Und das – wörtlich – Beste, was es in der Südsee gibt, ist nun einmal der Mai Tai.  Den ich mir dann auch gegönnt habe. Zusammen mit einer Flasche Wasser, was aber offensichtlich etwas ungewöhnlich ist.

Natürlich wurde mir sofort nach der Bestellung der Getränke auch Brot mit Butter auf den Tisch gestellt, wobei mich eine der Brotsorten stark an das typische San-Francisco-Sourdough-Brot erinnert hat.

Leider gibt es in Berlin keine hawaiianischen Pupus. Pupus sind Appetizer, vergleichbar am ehesten noch mit den katalanischen Tapas, meist aus Meeresgetier, Hühnchen und Macadamia-Nüssen hergestellt. Allerdings ist die Karte so groß, dass ich keinen Mangel erleiden musste. Ich gönnte mir als Ersatz eine Tom Yaam-Suppe, ein heißes, scharfes Gebräu, das jeden Gedanken an Frieren oder Kälte im Keim erstickt. Sie ist aber doch so sanft gewürzt, dass die Geschmackspapillen nicht komplett verätzt sind.

Mein erstes Glas Wasser war leer, und prompt wurde es entfernt. Zum Glück merkte die Bedienung ihren Fehler und brachte mir ein neues Glas. Hm. Hier trinkt man wohl das Wasser nicht flaschenweise.

In der Mai Tai Bar spielte während meines Essens ein Gitarrenspieler, der sich Mühe gab, spanischen Liedern den Anstrich der Südsee zu geben. Was er nicht schlecht gemacht hat. In seinen Pausen wurde dann Loungemusik gespielt, bis jemand auf die Idee kam, zu zeigen, dass Berlin immer früher dran ist als der Rest der Welt: Direkt als erstes Stück in einer der Pausen wurde “Silent Night” von Dean Martin aufgelegt. Voll daneben! Wie gesagt, ich war noch im November in Berlin, nicht am 24. Dezember!

Während des Essens leerte ich natürlich wieder mein Wasserglas, das daraufhin prompt entsorgt wurde. Und stante pede durch ein neues Glas ersetzt wurde, als der Kellner die halb leere Flasche im Kühler sah. Ist das etwas die neueste Mode, dass das Wasserglas nur für eine Füllung verwendet und anschließend ersetzt wird?

Zurück zum Essen: Die Hauptspeise bestand aus einem Thunfischsteak, das mit einer Kruste aus Pfefferkörnern versehen war. Als Beilage gab es Kartoffelbrei (nein, nicht aus Süßkartoffeln) und Gemüse. Ich hatte mir den Thunfisch möglichst roh bestellt, machte aber nach der Suppe den Fehler, der Bedienung zu sagen, dass ich vor der Hauptspeise doch eine Pause machen möchte.  Dem Aussehen und der Temperatur des Tellers nach zu schließen wurde daraufhin die Hauptspeise zwar gerufen, sie stand aber dann für mindestens 10 Minuten unter der Warmhaltelampe: Der Teller hatte rund 50 Grad (ich konnte ihn nicht anfassen!), der Kartoffelbrei war “kompakt”, der Thunfisch fast durch, er hatte schon begonnen, grau zu werden. Vielleicht hatte der Koch ja gesehen, dass ich fror, als ich das Restaurant betrat, und mir mit dem überhitzten Hauptgericht einen Gefallen machen wollen…. 😉 Der Geschmack hatte unter der Behandlung natürlich gelitten, ich lies es mir aber trotzdem munden.

Zum Hauptgang gönnte ich mir ein Glas Rose-Champagner von Moet Chandon, trotz der reichhaltigen Weinkarte meiner Ansicht nach die beste Wahl zu diesem Gericht. Als mir nach dem Essen das Wasserglas wieder entfernt statt aufgefüllt werden sollte, hielt ich es fest und bat einfach um Nachschub. Immerhin lachte die Bedienung.

Da sich das Ganze unter der Woche abspielte und ich am folgenden Morgen produktiv arbeiten musste, konnte ich mir leider keinen zweiten Mai Tai mehr gönnen. Statt dessen setzte ich mich in die U-Bahn und fuhr zurück ins Hotel.

Fazit: Atmosphäre, Beleuchtung, unauffällige Hintergrundmusik, Gedanken an die Südsee und dazu noch gutes Essen: Herz, was willst Du mehr?

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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