Wahnsinn. Da hat man mal die Gelegenheit, in der Business-Class der Lufthansa zu fliegen, und dann wird einem wegen einer nicht ausgelasteten Maschine angeboten, gegen Einwurf kleiner (und ich meine wirklich kleiner!) Meilen in die First upzugraden (ich musste dieses Wort verwenden, auch wenn mich alle Mitarbeiter bei Duden dafür hassen werden). Was ich natürlich sofort ausgenutzt habe. Im Jumbo, oberes Stockwerk, vier Reihen á vier Plätze, vier Bedienungen, wie der Name schon sagt: Erstklassig.

Begrüßt wird man mit einer Rose, die in einer kleinen Vase steckt, und diese Vase passt in ein entsprechendes Loch im Sitz. Ach was, Sitz. Im Sessel, der edle Ausmaße hat. In der von mir geflogenen Version konnte man sich komplett flach legen. Waagerecht sozusagen. Ohne jemanden um sich herum zu stören. Der “normale” Sitzabstand in der ersten Klasse beträgt geschätzte zwei Meter. Und wenn man dann in der dritten Reihe, also beim Notausstieg sitzt, dann hat man drei Meter Abstand… Was gehört sonst dazu? Natürlich Socken für die Reise (und ich hatte extra meine Bequemschuhe von Toads mitgebracht), ein Sweatshirt (falls man keinen eigenen Pulli dabei hat), einen Kulturbeutel (heute besonders wichtig, da man ja den Eigenen wegen der neuen Bestimmungen über Flüssigkeiten nicht mehr mit an Bord nehmen darf) und dann viel, fast ungeteilte Aufmerksamkeit der Crew. Ja, der Crew, denn die Begrüßung mit Handschlag erfolgte durch den Flugkapitän. Und die Information über das weitere Vorgehen wegen der durch das Catering entstandenen Verspätung ebenfalls.

Und dann sitzt man da, lässt es sich gutgehen, und überlegt sich, was man mit der Zeit anfangen soll, die da vor einem liegt. Aber sehr schnell wird einem bewusst, dass man sich diese Frage nicht stellen muss: Jetzt bekommt man nämlich – nach einem heißen Erfrischungstuch – die Speise- und Weinkarte in die Hand gedrückt. Okay, ihr habt mich überredet, ich werde erzählen, was es da so an bukolischen Genüssen gibt: Das Menü wurde gestaltet von Andreas Krolik, Chefkoch des Brenner’s in Baden- Baden. Die Speisefolge sieht wie folgt aus:

Hors d’oeuvre vom Servierwagen

  • Kaviar mit den traditionellen Beilagen
  • Seezungen-Hummerröllchen und Orangen- Chicoree-Salat mit Kerbel, dazu Soße von Safran und Limone
  • Wachtelterrine mit Apfel-Selleriesalat und Feigen-Walnuss-chutney
  • Gebeizter roter Thunfisch und Pata Negra Schinken zu Tomaten- Erdbeer-Relish
  • Sellerie-Steinpilz-Törtchen mit Parmesan und Balsamico- Haselnussölmarinade
  • Basilikumpesto

Suppe

  • Rinderbrühe mit Flädle oder

Salat

  • Frische Blattsalate mit Salatgurken, Paprika, Champignons und Schnittlauch, begleitet von Bärlauchdressing
  • Brot, Brötchen, Toast und Butter (frisch gebacken!)

Hauptspeisen

  • Frischer Stangenspargel, verfeinert mit Sauce Hollandaise, dazu neue Kartoffeln und eine Auswahl an Schinken
  • Seeteufel in Olivenkruste, Fenchelsauce, Zitronenrisotto und grüne Bohnenkerne
  • Frikasse vom Kalb mit Liebstöckel, Kapern und Steinchampignons auf Perlgraupen
  • Gebratene Perlhuhnbrust mit Morchel- Madeirasauce , Selleriemousseline und karamellisierten Äpfeln

Käse und Dessert

  • Internationale Käsesorten (Bavaria blu, Crottin de Chavignol, Comté, Le Coutances und Pont l’Évêque), garniert mit Weintrauben und Walnüssen
  • Milchschokoladentörtchen mit Limone und Erdbeeren
  • Sorbet und Süppchen von der Kokosnuss mit Ananas
  • Edelsüße Weinspezialitäten

Natürlich geht das Ganze nicht ohne die passenden Weine ab. Wie in den letzten Jahren üblich hat Marcus Del Monego die Auswahl getroffen. Durch die veränderten Druckverhältnisse und die leicht andere Zusammensetzung der Atemluft ist natürlich auch das Geschmacksempfinden verändert, entsprechend muss man auch andere Weine auswählen. Weine, die einem am Boden nicht schmecken oder die überhaupt nicht zu einer Speise passen, zeigen sich hier oben als raffinierter Begleiter mit geradezu subtilen Noten. Schauen wir doch einmal, was da auf der Weinkarte steht:

Champagner

  • “D” de Devaux Brut, Champagne Veuve Devaux, Frankreich
    (irgendwie kommt es mir so vor, als wäre es für einen Winzer in der Champagne nicht allzu förderlich, zu heiraten, wenn man sich ansieht, wie viele große Champagnerhäuser die Bezeichnung “Witwe” im Namen tragen…)
  • “Rare”, Champagne Piper-Heidsieck, Frankreich

Weinempfehlung

  • 2002 Maipo Valley Syrah, Cabernet-Sauvignon “Edición Limitada”, Vina Morandé, Chile

Weißwein

  • 2006 Offsteiner Engelsberg Riesling Spätlese trocken, Weingut Matthias Keth, Rheinhessen (?), Deutschland
  • 2005 Mersault A.C., Roux Père & Fils, Frankreich
  • 2005 “Weße Reben” Spätlese trocken, Weingut Bercher, Kaiserstuhl, Deutschland

Rotwein

  • 2001 Chateau Pédesclaux, Cru Classé, Pauillac, Frankreich
  • 2001 Indian Wells, Columbia Valley Merlot, Château Ste Michelle, USA

Dessertwein

  • 2005 Huxelrebe Beerenauslese, Weingut Schweickardt, Rheinhessen, Deutschland

Grappa

  • Grappa Nonino di Moscato
  • Grappa Nonino Cuvée

Spirituosen

  • Und dann natürlich noch die übliche, hervorragende Auswahl an internationalen Spirituosen.

Ich könnte noch viel erzählen über diesen Flug, ich werde mich aber auf mein Fazit beschränken: Jederzeit wieder. Mal sehen, wann ich die notwendigen Meilen zusammen habe…

Heut’ geht’s mir gut! 😎

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